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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

damit zusammenhängenden Baulichkeiten. Jedoch entriß die Gnade 1017 des Allgütigen und die aufopfernde Frömmigkeit der Herbeieilenden alle Reliquien der Heiligen und den größten Theil des Schatzes dem gierigen Rachen des Feuers. Als es aber Morgen ward, kamen die Bewohner der Stadt und die daselbst vom Kaiser hinterlassene Besatzung herbei und beklagten in tiefstem Schmerze einen solchen Verlust. Die Asche des verbrannten Körpers aber sammelten die Mitbrüder des Verstorbenen auf das sorgfältigste und legten sie zu seinen Vorfahren; auch meldeten sie ihrem gerade abwesenden Abte durch einen Abgeordneten ihr trauriges Geschick. Als der die Botschaft bekam, erkannte er, daß dies insbesondere seiner Sünden willen geschehen sei, und trug es, weil er es ja doch nicht ändern konnte, mit würdigem Ernst.


44. Während dieser Ereignisse drang Misico, der Sohn des Bolizlav, in Abwesenheit des Herzogs Othelrich mit zehn Schaaren in Böhmen ein, das minder als gewöhnlich Widerstand leistete, und erfüllte, als er mit einer unzählbaren Menge von Gefangenen zurückkam, seinen Vater mit außerordentlicher Freude. Der Kaiser aber kam mit seinem Heere und dem sehr bedeutenden Zuzuge der Böhmen und Liutizier, alles was er antraf verheerend, am 9. Aug. Aug. 9. voll Bekümmerniß nach Glogau,[1] wo ihn Bolizlav erwartete. Jedoch verbot der Kaiser den Unseren, den Feind, der, umgeben von versteckt liegenden Bogenschützen, sie zum Kampfe aufforderte, zu verfolgen. Darauf schickte er zwölf aus dem Hauptheere auserlesene Schaaren nach der Stadt Nemzi,[2] welche ihren Namen daher hat, weil sie von den Unseren erbaut ist, welche der von Bolizlav an die Bewohner derselben abgesandten Hülfsschaar zuvorkommen sollten. Als diese nun ihr Lager aufgeschlagen hatten, hieß es, der Feind komme heran; allein da die Nacht sehr finster

  1. Vgl. VI, 38.
  2. Nemzi ist die Stadt Nimptsch in Schlesien, in der Nähe von Reichenberg gelegen. Ihr Name weist auf ihre deutsche Erbauung hin; denn das Wort Niemez heißt in den slavischen Sprachen so viel wie ein der Sprache Unkundiger, ein Ausländer.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/343&oldid=- (Version vom 23.11.2023)