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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/342

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

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Juli 8.
Am anderen Tage setzte der Kaiser mit seiner Gemahlin über die Elbe und kam nach Liesca,[1] einem Landgute, das einst dem Bischofe Vigo [von Brandenburg] gehört hatte, damals aber von unzähligen wilden Thieren bewohnt ward. Hier blieb er zwei Nächte in einem Lager, welches er hatte aufschlagen lassen, um die zögernde Hauptschaar zu erwarten. Dann aber, als die Kaiserin nebst vielen Anderen zurückgegangen war, rückte er selbst mit ganzer Heeresmacht vor.

Am selbigen Tage kehrte Heinrich, der vormalige Herzog von Baiern, von Bolizlav, zu dem er, um Frieden zu schließen, gekommen war, mit dessen Botschaft zurück, ward auch, nachdem der Kaiser seinen Bericht vernommen, von demselben mit einer Antwort wieder zurückgeschickt, ohne indeß etwas auszurichten, worauf ihm der Kaiser erlaubte, sich zu seiner Gemahlin und Schwester zu begeben.


Juli 21. 43. Währenddeß ereignete sich auf dem Berge St. Johannis des Täufers, der, bei Magdeburg gelegen, mit allen Zugehörigkeiten zum Stadtgebiete gerechnet wird, ein sehr trauriger Vorfall, am 21. Juli, und zwar in der Sonntagsnacht. Im Schlafsaale der dortigen geistlichen Brüder entzündete sich eine daselbst brennende ungewöhnlich große Leuchte, und indem die Flamme die nächsten Gegenstände ergriff, verzehrte sie mit gefräßiger Gluth das ganze Gebäude, indem die dort Schlafenden es zu spät merkten. Alle waren schon der Gefahr entronnen, da verloren sie doch noch einen von ihnen, der plötzlich zurückgekehrt war, um noch eine Priesterkleidung zu retten. Er beichtete mitten im Feuer seine Sünden. Der Name dieses Mannes war Hemico. Dann fing das von dem dortigen Abte Sigifrid acht Jahre lang auf das beste ausgeführte Münster an zu brennen und erfüllte die Gemüther der Anwesenden und später Ankommenden mit Kummer und Schmerz. Außerdem verschlang die weit um sich greifende Feuersbrunst die beiden Capellen daselbst sammt dem Speisesaale und den übrigen

  1. Leitzkau, s. oben VI, 14.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/342&oldid=- (Version vom 23.11.2023)