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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Dagegen griff eine große Schaar Liutizier, die vorher 1017 zu Hause geblieben waren, eine Stadt des Herzogs an, sie verloren aber dabei über hundert Kampfgenossen und kehrten nun außerordentlich betrübt heim und verheerten nachher noch dessen Lande gar sehr.


45. Dem bisher erzählten will ich noch den tödtlichen Zweikampf des Herzogs Godefrid [von Lothringen] und des Grafen Gerhard [vom Elsaß] hinzufügen. Diese beiden nämlich, lange uneinig, bestimmten sich endlich einen Tag, an dem sie mit ihren Anhängern alle ihre Streitpunkte durch das entscheidende Urtheil des Zweikampfes schlichten wollten. Im Monat August und zwar Aug. 27. am 27sten kämpften sie mit einander auf einem grünen dazu ausersehenen Wiesenplane. Daselbst beugte die christliche Demuth Godefrids dem Uebermuthe Gerhards den Nacken, schlug alsbald dessen Genossen in die Flucht und erlegte ihrer nicht weniger denn dreihundert; darunter war einer Namens Walteri Pulverel (Stäuber), so benannt, weil er alles was sich ihm entgegen stellte zu Staub und Asche zermalmte, seinem Aeußern nach ein Geistlicher, der That nach ein außerordentlicher Räuber. Dieser Rottenführer liegt mit den Seinen in einem See begraben, und er, der nie des Blutvergießens satt werden konnte, lag nun, vom Kampfe gesättigt da. Denn man sagt, daß er immer nur den Tag recht in Fröhlichkeit zubrachte, an dem er seinen Speer mit Menschenblut geröthet und Gotteshäuser, deren doch sonst selbst Bösewichter schonen, in Flammen zusammenstürzen gesehen. Dieser, ein geborener Burgunder und von dem besagten Grafen einst zum Gefangenen gemacht, hatte nicht eher von ihm frei kommen können, als bis er eidlich gelobt hatte, ihm beständig zu helfen und als ein ergebener Lehnsmann ihm zu dienen. Darum war er auch hieher auf Befehl gekommen, kehrte aber nicht wieder zurück, weil die Barmherzigkeit Gottes ihm hier ein Ziel gesetzt hatte, auf daß seine gewöhnlichen Missethaten nicht noch vermehrt würden. Auf Seiten seines Herrn aber geriethen in Gefangenschaft Sigifrid, Gerhards Sohn, ein Neffe

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/345&oldid=- (Version vom 23.11.2023)