Zum Inhalt springen

Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/346

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1017 unserer Kaiserin, nebst Balderich und sehr vielen Anderen. Verwundet ward daselbst Herzog Cono[1] der bereits unerlaubter Weise seine Nichte [Gisela], die Wittwe des Herzogs Ernast [von Alemannien] geheirathet hatte. Herzog Godefrid verlor übrigens nur dreißig Streiter, freilich treffliche.


46. Da indeß alle Maschinen fertig waren, so befahl der Kaiser, der nun schon drei Wochen vor der Stadt Nemzi [Nimptsch] lag, die Bestürmung derselben zu unternehmen. Da aber ward von den Bollwerken der Stadt Feuer in seine Werke geworfen und er sah sie vor seinen Augen alle schnell verbrennen. Darauf versuchte Herzog Othelrich mit den Seinen die Mauern zu ersteigen, richtete aber nichts aus. Auch die Liutizier, die einen ähnlichen Versuch machten, wurden wieder hinabgeworfen. Der Kaiser aber lenkte, als er sah, wie sich sein Heer, von Krankheit darnieder gedrückt, vergebens bemühte, die Stadt zu erobern, seinen gar sehr beschwerlichen Marsch nach Böhmen hin, wo er von von unrechtmäßigen Herzoge dieses Landes, Othelrich, empfangen und mit einem gebührenden Gastgeschenke beehrt wurde.

Sept. 18. Unterdeß starb am 18. September Markgraf Heinrich, der Sohn meiner Base, eine Zierde der Ostfranken, nachdem er von langem Siechthum heimgesucht war, und wurde von drei Bischöfen, nämlich von Heinrich [von Würzburg], Evurhard [von Bamberg] und dem ehrwürdigen Riculf [von Triest] zu Grabe gebracht, und seinem eigenen Verlangen gemäß an der Nordseite des Münsters in seiner Stadt Suinvordi,[2] außerhalb der Kirche vor der Thür derselben bestattet.

Der Kaiser trauerte sehr über diesen Todesfall, den er in Meißen erfuhr.


47. Bolizlav aber erwartete voll Besorgniß den Ausgang des Krieges in der Stadt Wortizlava [Breslau], und als er erfuhr,

  1. Der spätere Kaiser Conrad II.; er hatte die Gisela, die Tochter des Herzogs Hermann von Alemannien gebeirathet.
  2. Schweinfurt, s. oben V, 23.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/346&oldid=- (Version vom 23.11.2023)