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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Leidenschaft war. Denn als der Lehrer unseres Heils, 1017 Jesus Christus, befahl, daß unsere von schädlicher Wollust erfüllten Lenden umgürtet sein sollten [Luc. 12, 25], so wies er damit auf Enthaltsamkeit hin, und nicht auf irgend ein Reizmittel. Weil aber der König von seinen Predigern das Wort vom brennenden Lichte [Lucas 12, 35] vernahm, so reinigte er sich vom Makel der begangenen Sünde durch unablässiges Spenden reicher Almosen. Denn es steht geschrieben: „Gebet Almosen, so wird euch alles rein sein.“ Als er also schon sehr altersschwach war und lange regiert hatte, starb er. Er ward begraben in Cuiewa [Kiew], einer großen Stadt, und zwar in der Kirche des heiligen Blutzeugen Christi, des Papstes Clemens, wo er neben seiner genannten Gemahlin beigesetzt wurde, indem ihre Sarkophage mitten in der Kirche öffentlich dastehen. Seine Macht ward unter seine Söhne getheilt. Christi Ausspruch aber wird in allem bestätigt, und so befürchte ich, daß noch erfolgen wird dessen Erfüllung der Mund der ewigen Wahrheit vorausgesagt, denn er spricht: „Ein jegliches Reich, so es mit sich selbst uneins wird, das wird wüste,“ u. s. w. [Luc. 11, 17]. Indeß bete doch die ganze Christenheit, daß Gott von diesen Landen dieses Urtheil abwenden möge.

Nachdem ich nun ein wenig abgeschweift bin, will ich wieder zu meinem Gegenstande zurückommen, indem ich in kurzem melde, was ich an Vorfällen dieses Jahres noch nicht berührt habe.


53. Der größte Theil der kaiserlichen Hofburg zu Palathi [Pölde], und in Utrecht die Hauptkirche sammt allen Gebäuden des Bischofs Ethelbald, sowie auch Ilburg [Eilenburg], die Stadt des Grafen Thiedrich, wurden durch einen unglücklichen Zufall eingeäschert.

Der Kaiser aber besuchte, von Bavanberge [Bamberg] kommend, zuerst Wirciburg [Würzburg], dann Frankfurt, wo er das Weihnachtsfest feierlich beging. Damit aber dir, mein Leser, der Ursprung des Namens dieser Stadt, Francanavordi, nicht länger verborgen bleibe, so will ich dir mittheilen, was ich von glaubwürdigen

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/355&oldid=- (Version vom 23.11.2023)