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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

wohlgefällig ist. Alles, was ich in der vergönnten Zeit meines Amtes erworben und eingerichtet habe, ist von mir schriftlich hinterlegt. Sei auch nicht eingebildet auf deine hohe Würde, die Last ist ja nur um so größer, die du zu tragen hast. Das Wohl der dir anvertrauten Heerde behalte stets im Auge, wie ein treuer Verwalter, und sei eifrigst bemüht, stets das Göttliche dem Weltlichen vorzuziehen. Was ich meinen geistlichen Mitbrüdern geschenkt habe, das vermehre, so viel du kannst, und in Christi Namen beschwöre ich dich, entziehe ihnen nichts; denn sie sind deine Mitarbeiter in deinem heiligen Berufe und deine Helfer in der Hoffnung auf die Zukunft. Für die Laien, welche bald hierhin, bald dorthin schwanken und von einer Seite zur andern sich hinüberziehen lassen, sorge, ich bitte dich, in so weit nach Möglichkeit, daß die Geistlichkeit nicht darunter leide. Wenn du auf das Deine sorglichst achtest, wirst du bei Gott und allen guten Menschen gern gesehen sein; wo nicht, so richtest du theils deine Untergebenen zu Grunde, theils ziehst du dir zeitliches und ewiges Unglück zu. Höre auf mich, als deinen, wenn gleich selbst gar schlecht gebildeten, Lehrmeister und deinen nur zu wenig musterhaften Amtsvorgänger, und ertrage selbst gern die Armuth für deine Person, auf daß deine Heerde reich werde durch dich; also hat Christus an uns gethan, damit wir also thun sollten an seinen Schafen. Schäme dich der Armuth nicht vor den Leuten, damit du voll Selbstvertrauens vor Gott bestehen kannst. Ich erschien vornehm genug vor dieser Welt, aber häufig nur wegen meiner Angehörigen; denen, welchen ich nicht bekannt war, erschien ich verächtlich. Wer sich über seinen Stand zu erheben strebt, sinkt in einem schimpflichen und nur zu spät beklagten Falle unter denselben hinab. Den reichen Deinigen komm mit Ehre, den armen aber mit Huld und freundlicher Güte entgegen. Denn das alte Sprichwort bestätigt es, daß Huld und Liebe immer bei der Menge weilen. Deinen armen, dir vom höchsten Hirten anvertrauten Haus- und Hofbestand, den ich kaum zusammenhalten konnte, wahre, und böswilligen Ohrenbläsern, die darüber dir Schlimmes

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/369&oldid=- (Version vom 23.11.2023)