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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

einreden wollen, verschließe dein frommes Ohr. Dein Vermögen ist klein und keineswegs damit zu beschaffen was unsere Vorfahren damit zu thun vermochten, und es ist viel besser, an Habe und Gut allmählich zunehmend, von Tag zu Tag zu steigen, als daß du zum Schaden Vieler zuletzt nichts besitzest. Die jetzigen Zeiten, die ja schlimmer sind als alle früheren, nehmen einem mehr als sie einem geben. Durch schwere Schuld und qualvolle Armuth sinken auch angeborner und verliehener Rang und Stand herab. Nicht verlange ich von dir, daß du knickerig sein sollst, denn das ist eine Schande, sondern das nur rathe ich dir dringend, daß du nicht allzu freigebig und verschwenderisch seiest; denn das ist weder vernünftig, noch geziemt es sich. Sorge auch für die Seele des Pilgrims Godebert, der unserer und sehr vielen anderen Kirchen sehr viel Nutzen gebracht hat. Du hast genug an den Büchern, welche ich hier von unseren Vorfahren gesammelt vorgefunden und noch hinzu erworben habe. In denselben wirst du heilsame Lehre finden: denen folge und du wirst Heil und Errettung erlangen. Ich habe manche Reliquien nebst wohlverzierten Behältnissen derselben angekauft, außer sehr vielen anderen Nutzbarkeiten an Land und Leuten; und damit es dir nicht etwa unbekannt bliebe, habe ich es in meinem Martyrologium (Heiligenkalender) angeschrieben.

Indeß gebührt es sich, daß deiner Frömmigkeit die vielfache Güte und Freundlichkeit bekannt werde, die unser König und Kaiser Heinrich II. unserer Kirche erwiesen hat. Ich habe einen Theil hievon zwar schon oben besprochen; allein den größten Theil habe ich doch noch gar nicht berührt, und so halte ich es für das beste, denselben jetzt zu schildern. Sorge du, daß er, indem er stets deiner gedenkt, darum das Unsrige wiederherstelle und unablässig fördere. Wehe den Zeiten, in denen die Armen und die Kirche von Merseburg eine solche Hoffnung nicht hegen dürften! Jetzt ist zumeist für sie zu beten, während man dann zumeist um sie weinen müßte. Folgende Geschenke hat nämlich die Kirche Merseburg vom Kaiser erhalten, und so lange er lebt, wird sie sich eines noch viel größeren Zuwachses erfreuen. Denn schon hat er

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/370&oldid=- (Version vom 23.11.2023)