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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

in der Tiefe seines Herzens beschlossen, wie er sie erhöhen will durch mancherlei Gaben. Jetzt also rede ich von dem, was bis dahin uns geschenkt worden ist, und das, was noch folgen wird, empfehle ich kniefällig dem allmächtigen Gotte, dem alles gegenwärtig ist. Und weil kein Grund vorhanden ist, einzeln herzuzählen, was man durch urkundliche Belege bekräftigt lesen kann, so verzeichne ich blos dasjenige, was, weil es schriftlicher Beglaubigung entbehrt, befürchten ließe, daß es einmal wieder verloren gehen könnte. Ein Stück vom heiligen, sieggekrönten Kreuze nebst anderen heiligen Reliquien, einen goldenen, zierlich mit Edelsteinen ausgelegten Altar und eine goldene Büchse, gleichfalls mit kostbaren Steinen geschmückt, ferner ein Collectenbuch, auf seine und auch auf unsere Kosten wohlverziert, sammt zwei Weihrauchgefäßen und einem silbernen Becher, das alles hat der Kaiser mit freigebiger Hand unserer Kirche geschenkt. Und das ist nicht bloß von uns zu bewahren, sondern auch zu vermehren.

Weil ich aber von seiner Güte, die da fleußt wie Honig, durchaus nicht genug zu reden vermag, so trage ich jetzt ein eifriges Verlangen, von seinem Leben, wie ich mir vorgesetzt hatte, der Ordnung nach zu berichten.


Dies Jahr, 1018 welchem ich dies Buch gewidmet habe, ist mein ein und vierzigstes Lebensjahr oder etwas darüber; im Monat April aber, nämlich am 27sten[1], begann das 10. Jahr meiner Einführung.

Den Tag vorher aber brannte in der Vorstadt von Gnesen die erzbischöfliche Kirche sammt den übrigen Gebäuden ab.

Weil alles Menschliche doch immer zweifelhaft und unsicher ist, so möchte ich jetzt ein gefährliches Mittel wieder von mir geben, welches ich Unglücklicher einst zu mir genommen und dessen bisherigen sehr nachtheiligen Einfluß auf mich ich wohl verspürt

  1. Richtiger hätte Thietmar gesagt: am 24. April, vgl. VI, 27.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/371&oldid=- (Version vom 23.11.2023)