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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1018 aber dies eröffnete, merkte er bald, daß es nichts half. Denn in Magadaburg in Gegenwart unseres Kaisers wurden beiden die Urkunden gezeigt und erwiesen, daß unsere Schenkungen durchaus den Vorrang hätten. So sagte zuletzt in Gegenwart seines zu dem Zwecke anwesenden Bruders und so daß dieser es vernahm, Graf Heriman folgende Worte: „Alles, was wir bisher in dieser Angelegenheit gethan haben, haben wir nicht ohne Grund auf Gerathewohl, sondern weil wir ein Recht dazu zu haben glaubten, unternommen. Jetzt aber wollen wir die Sache aufgeben.“

Nicht lange nachher legte Markgraf Ekkihard, der noch ein junger Mann und darum noch gar unerfahren war, auf Antrieb seines Lehnsmannes Budizlav in seinem Burgward Rochelenzi [Rochlitz] hohe Gehege an, um in dieselben das Wild einzufangen. Als ich dies nachher erfuhr, ertrug ich es vorläufig geduldig und ließ durch einen Mittelsmann, nämlich seinen eigenen Bruder, ihn anhalten, daß er doch das nicht thun möchte. Auch bei seinem Bruder Heriman ließ ich alsbald Klage führen, richtete aber mit dem allen nichts aus. So stand es bis Ostern. Weil da das heitere Wetter und die Wegbarkeit der Straßen es gestatteten, und ich in diese Gegenden meines Bisthums nie gekommen war, so bekam ich Lust, mich dorthin zu begeben und die mir bis dahin unbekannten Verhältnisse sorgfältig zu untersuchen. Am 2. Mai, Mai 2. an einem Feiertage, kam ich nach Chorun [Kohren][1] und firmte das dort zusammenströmende Volk. Als ich darauf das erwähnte Werk, durch Stricke und große Netze zusammengebunden, am Wege selbst stehen sah, stutzte ich und dachte nach, was ich dabei anfangen sollte. Endlich ließ ich, weil ich doch jenes Geräth auf keine Weise mitnehmen konnte, einen Theil desselben zerhauen und von da gerades Weges nach Rochlitz gehend, firmte ich dort einige. Indem ich dann die mir ungerechter Weise angethane Schädigung meines Forstes bei Strafe des Bannes Allen untersagte, überwies ich das alles unserer Kirche und gebot Frieden. Darauf ging ich wieder

  1. Chorun liegt zwischen weißer Elster und Mulde nordwestl. von Colditz.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/376&oldid=- (Version vom 23.11.2023)