Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/375

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Kirche meinetwegen (denn meine Schuld erheischte Strafe) 1018 große Verluste. Der barmherzige und geduldige Gott wollte nämlich nicht länger ungerächt lassen was durch wiederholte gelinde Züchtigung nicht hatte gehindert werden können, indem er sie bisher immer nur nach dem Maße seiner Milde, nicht nach Entgeltung seines Grimmes behandelt hatte. Sie verlor gar brauchbare und nützliche Diener, und seufzt alltäglich ob meiner Missethat. In besagtem Monate nämlich ward ihr und mir große Schmach angethan von dem Bastard Aethelbert, der in mein Landgut einfiel und dasselbe mit einer Rotte von Knechten zu zerstören bemüht war. Was aber diese Buben zu solchem Unterfangen bewog, will ich der Wahrheit gemäß berichten. Die verschwenderische Freigebigkeit Otto's II., welche Allen in vollem Maße zulächelte, hatte unserer Kirche einen Forst geschenkt, der zwischen den Flüssen Saale und Milde [Mulde] und den Landschaften Siusili[1] und Plisni[2] liegt. Dies war geschehen zu Zeiten Bischof Gisilers und Markgraf Gunteri's [von Thüringen]. Nach der traurigen Zertrümmerung unseres Sitzes aber unter der Regierung Otto III. erwarb Markgraf Ekkihard [von Meißen] den Forst bei Sumeringe,[3] und tauschte gegen denselben den unsrigen ein. Allein der Erneuerer unserer Würde, König Heinrich, stellte uns in Gegenwart aller Großen des Reichs, und ohne daß die Gebrüder Heriman und Ekkihard sich dessen erwehren konnten, denselben im Wege Rechtens wieder zu. Und nachdem derselbe dann länger als zwölf Jahre unter der Herrschaft unserer Kirche gestanden hatte, und Graf Heriman durchaus nicht im Stande gewesen war, ihn, wie es ihm zustand, um sechzig Hufen von mir einzulösen, so fiel es ihm ein, auf denselben für sich und seinen Bruder, in Folge des Besitzes zweier Burgwarden, Rochelinti [Rochlitz] und Titibutziem[4] [Teitzig] laut kaiserlicher Urkunden Anspruch zu machen, in der Meinung, daß unsere ältere Besitzbestätigung längst verjährt sei. Als er mir

  1. S. VII, 35.
  2. Der Gau Plisni lag zwischen Mulde und Elster.
  3. Groß- Sömmeringen, s. oben III, 7.
  4. Titibutziem lag an der Mulde zwischen Rochlitz und Colditz.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/375&oldid=- (Version vom 23.11.2023)