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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1018 haben nur dann, wenn wir gegen Gott und dessen Gebote ihrem Willen in allem Genüge thun, einige Ehre und einigen Vortheil; thun wir das aber nicht, so werden wir von ihnen verachtet und ausgeplündert, als regiere für uns gar kein König und Kaiser im Reiche. Schon beugt der neue stößige Ochs das alte Gesetz und die bisher blühende gute Sitte und zeigt gewaltig, daß er sich erhebt über Andere; wenn er nicht schnell gedemüthigt wird durch die Fügung des Himmels, so wird seine Unverschämtheit allzu sehr bestärkt und begründet. Er kennt nicht den Spruch Davids, der ihn sanft also mahnt: „Wollet euer Horn nicht erheben in die Höhe“ u. s. w. [Psalm 75, 6]. Für solche spricht ebenderselbe heilige Psalmist: „Du nimmst weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder zu Staub. Du lässest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen“ u. s. w. [Ps. 104, 29]. Gar sehr bedarf der, der sich gar nicht erkennt, der Berücksichtigung, da selbst der, der sich selbst unabläßig beobachtet, ohne gute Leitung nichts vermag. Darum sollen sich alle Sünder bekehren und sich eifrigst bemühen, über sich selbst zu wachen und der Armen sich zu erbarmen. Ich, der ich elend bin ob meiner Missethaten und arm an Fähigkeiten, erleide doch, obgleich ich in diesen beiden Beziehungen allen Männern meines Standes nachstehe, die obenerwähnte Schmach nicht allein, sondern sie sind denselben Leiden unterworfen. Von anderen Bischöfen, die in anderen Weltgegenden angestellt unsägliche Verluste erduldet haben, trage ich nichts in diese Bücher ein, obwohl ich schweren Herzens es beklage, daß sie außer der heiligen Weihe ihres Amtes ganz ohne äußere Ehre sind; ich habe hier nur Zeit, von denen zu reden, die heutzutage von ihren Mitbürgern ähnliche oder noch schlimmere Kränkung erduldet haben.


12. Bernward, der ehrwürdige Hirt der heiligen Kirche zu Hildesheim, wurde vom Grafen Bruno so bitter gehaßt, daß ihm von demselben sein Ritter Rim geschoren und fast geschunden wurde, und daß er nachher, als er mit ihm des Weges zog, ihn

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/378&oldid=- (Version vom 23.11.2023)