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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

vor seinen Augen von dem jungen Altman noch gar erschlagen 1018 sehen mußte.

Swithger aber, der treffliche Vorsteher der Kirche zu Münster, wurde auf seinem Gute von einem vornehmen Junker angefallen und mit dem Blute seines vor seinen Augen erschlagenen Verwalters besudelt. Was haben nun diese Männer je verbrochen? Beide waren fromme Geistliche und doch mußten sie solch unverdienten Schimpf ertragen! Weil ich aber bisher, beherrscht von heilloser Gleichgültigkeit, vom Bischof Suithger noch gar nicht geredet habe, so ist es passend, jetzt diesen Fehler zu verbessern. Dieser, in Sachsen geboren und in Halverstidi [Halberstadt] und Magadaburg von Kind auf erzogen, wurde von Otto III. der erwähnten Diöcese vorgesetzt, und indem er dieselbe mit aller Sorgfalt leitete, strahlte er, auf die Gnade Gottes sich stützend, durch mancherlei Tugenden hervor. Davon will ich nur zwei Beispiele anführen, die ich mit wahrhaften Belegen zu erweisen vermag. Als sein Kämmerer einen heimlich entwendeten Hut verbergen wollte und, von seinem frommen Herrn befragt, nichts eingestand, nöthigte ihn derselbe, ein Messer, das auf dem Tische lag und welches Suithger voll innigster Inbrunst eingesegnet hatte, anzufassen; allein sogleich warf er es, weil es ihm wie glühend vorkam, hin und gestand vollständig seine ganze Schuld. – Ein anderes Mal bemächtigte man sich mit aller Anstrengung eines von einem bösen Geiste besessenen und führte ihn vor den ebengenannten Bischof, der ihn sofort los zu lassen befahl und ihn, als er wüthend auf ihn zustürzte, mit seinem Stabe muthvoll abwehrte und darauf, indem er das Zeichen des heiligen Kreuzes über ihm machte, ihn durch göttliche Kraft beruhigt von dannen ziehen hieß. – Und diese Thaten schrieb ein solcher Mann nicht sich selbst sondern dem zu, der durch ihn so Großes wirkte, und verlebte in Christo die ihm hienieden beschiedenen Tage, indem er ihm als ein treuer Knecht mit allem Eifer diente. Er saß auf dem bischöflichen Stuhle sechzehn Jahre lang, fortwährend von großer Kränklichkeit heimgesucht; – ein Umstand, der übrigens Tugenden aller Art hervorbringt;

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/379&oldid=- (Version vom 23.11.2023)