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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1018 Gute versprachen, wenn er sich als einen treuen Freund erweisen wolle; zugleich aber ihm anzeigten, daß, wenn das nicht geschähe, er des Kaisers entschiedenster und unbezwinglichster Feind werden würde.

Bei dem allen sei Gott der Allmächtige nahe und zeige gnädigst, was ihm gefällt und uns frommt.

In jenen Tagen nahm Graf Udo, mein Vetter, den ihm an Adel der Geburt wie an Macht gleichstehenden Grafen Heriman gefangen und führte den widerstrebenden in seine Burg. Daraus, befürchte ich, erwächst gefährliches Unkraut, welches schwer oder gar nicht auszurotten sein wird.


17. Nunmehr beginne ich wieder von unserem Kaiser zu reden, der, von dem verhaßten Zuge[1] heimkehrend, von all dem Versprochenen nichts erhielt, sondern den Widerspenstigen – nur zu wenig – Schaden zufügte. Sein trefflicher und treuer Vasall Herzog Thiedrich [von Oberlothringen] wurde, als er von ihm getrennt heimziehen wollte, von einem gewissen Herrn Namens Stephanus, der dem Kaiser und, wie es offenbar wurde, ihm feind war, von einem versteckten Orte aus angegriffen, und als er Sieger blieb und die Krieger über die Beute herfielen, wieder angefallen und leider besiegt, so daß er nur von Wenigen begleitet entkam. Das war der zweite derartige Versuch gegen ihn; gebe Gott, daß ihn nicht eine dritte ähnliche Gefahr treffe. Als unser Kaiser von dem allen Nachricht bekam, hielt er im Schwabenlande eine Berathung in Betreff der Angelegenheiten des Reiches und fuhr bald darauf bekümmerten Herzens den Rhein hinunter. Denn seine Mitarbeiter und die Säulen seines Reiches waren, o des Schmerzes! größtentheils gefallen und treulose Heuchler, gleichsam eine schwere, unheimliche Last, suchten durch versteckte Umtriebe Auswärtiger ihm entgegenzuwirken, so daß es ihm nicht freistand, mit der gehörigen Freiheit als Herrscher zu handeln und ihre ungerechte Frechheit irgendwie zu mindern.

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/386&oldid=- (Version vom 23.11.2023)
  1. Aus Burgund. Kaiser Heinrich war, von diesem Zuge zurückkehrend, am 2. Sept. 1018 zu Zürich. Vgl. Stumpf, die Kaiserurkunden Nr. 1712.