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Anonym: Edda

109
Die Eisriesen eilten   des andern Tags

Des Hohen[WS 1] Rath zu hören
In des Hohen Halle.
Sie fragten nach Bölwerkr,   ob er heimgefahren sei
Oder ob er durch Suttung fiel.

110
Den Ringeid, sagt man,   hat Odhin geschworen:

Wer traut noch seiner Treue?
Den Suttung beraubt’ er   mit Ränken des Meths
Und ließ sich Gunnlöd grämen.



Loddfafnis-Lied.
111
Zeit ists zu reden   vom Rednerstuhl.

An dem Brunnen Urdas
Saß ich und schwieg,   saß ich und dachte
Und merkte der Männer Reden.

112
Von Runen hört ich reden   und vom Ritzen der Schrift

Und vernahm auch nütze Lehren.
Bei des Hohen Halle,   in des Hohen Halle
Hört ich sagen so:

113
Dieß rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Steh Nachts nicht auf,   wenn die Noth nicht drängt,
Du wärst denn zum Wächter geordnet.

114
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
In der Zauberfrau Schooß   schlaf du nicht,
So daß ihre Glieder dich gürten.

115
Sie bethört dich so,   du entsinnst dich nicht mehr

Des Gerichts und der Rede der Fürsten,
Gedenkst nicht des Mals   noch männlicher Freuden,
Sorgenvoll suchst du dein Lager.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „hohen“ (klein geschrieben).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/059&oldid=- (Version vom 18.8.2016)