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Anonym: Edda

Sigurd.
18
Nun laß es gelungen sein,   gelernt die Stäbe,

Von dannen zu reiten   bin ich bereit;
Im Geist erforsche   ferner und sage mir,
Wie lenkt mein Lebens-   lauf sich hernach?


Gripir.
19
Du wirst zu Heimirs   Behausung kommen,

Wirst dem Volksfürsten   ein froher Gast sein.
Zu End ist, Sigurd,   was ich voraus sah:
Nicht fürder sollst du   Gripirn fragen.


Sigurd.
20
Nun schafft mir Sorge   das Wort, das du sagtest,

Denn Ferneres siehst du,   Fürst, voraus.
Weist du unsägliches   Unheil dem Sigurd,
Darum du, Gripir,   nicht gerne redest?


Gripir.
21
Mir lag der Lenz   deines Lebens

Hell vor Augen   anzuschauen.
Nicht mit Recht   bin ich rathklug genannt,
Noch vorwißend:   was ich wuste, sprach ich.


Sigurd.
22
Auf Erden ahn ich   den Andern nicht,

Der so Vieles, Gripir,   vorschaut als du.
Nicht sollst du mir bergen   was Böses ist,
Wär es auch Meinthat,   in meinem Geschick.


Gripir.
23
Nicht Laster liegen   in deinem Looße,

Halt das, herlicher   Held, im Gedächtniss.
Dieweil die Welt steht   wird erhaben,
Schlachtgebieter,   bleiben dein Name.


Sigurd.
24
Trennen, seh ich,   muß sich nun trauernd

Von dem Seher Sigurd,   da es so sich fügt.
Weise den Weg   (gewiss ist doch Alles)
Mir, Mutterbruder,   vermagst du es doch.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/173&oldid=- (Version vom 31.7.2018)