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Anonym: Edda

Bifröst bricht   eh beide sich scheiden
Und im Strome schwimmen die Rosse.

20
Nun rath ich dir, Sigurd,   nimm an den Rath

Und reit heim von hinnen.
Das gellende Gold,   der glutrothe Schatz,
Diese Ringe verderben dich.


Sigurd.
21
Rath ist mir gerathen;   ich reite dennoch

Zu dem Hort auf der Haide.
Du Fafnir lieg   in letzten Zügen
Bis du hin must zu Hel.


Fafnir.
22
Regin verrieth mich,   er verräth auch dich,

Er bringt uns beiden den Tod.
Sein Leben muß   nun Fafnir laßen,
Deine Macht bemeistert mich.


Regin war fortgegangen, während Sigurd Fafnirn tödtete; er kam zurück, als Sigurd das Blut vom Schwerte wischte. Regin sprach:


23
Heil dir nun, Sigurd,   du hast Sieg erkämpft

Und den Fafnir gefällt.
Von allen Männern,   die auf Erden wandeln,
Acht ich dich den Unverzagtesten.


Sigurd.
24
Ungewiss bleibt,   wo alle vereint sind,

Der Sieggötter Söhne,
Welcher der unverzagteste ist:
Mancher ist kühn,   der die Klinge nie
Barg in des Andern Brust.


Regin.
25
Stolz bist du, Sigurd,   und siegesfreudig,

Da du Gram im Grase wischest.
Den Bruder hast du   mir umgebracht;
Doch trag ich selbst der Schuld ein Theil.


Sigurd.
26
Du riethest dazu,   daß ich reiten sollte

Über die heiligen Berge her.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/187&oldid=- (Version vom 31.7.2018)