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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

werde entrissen und sein schöne Lied in allen Gauen des Vaterlandes in jubelnder Begeisterung werde gesungen werden, ist es uns um so mehr Pflicht, uns des noch lebenden Componisten zu erinnern, der dem Liede die Melodie, den Worten die Flügel gab. Schon sind uns denn auch auf unsere jüngste Aufforderung hin zu einer Ehrengabe an Karl Wilhelm von vielen Seiten Zeichen freudigster Zustimmung geworden, und wir glauben unsere Aufforderung hier nur erneuern zu dürfen, um des besten Erfolgs gewiß zu sein. Wilhelm hat sich, wie wir neulich schon mittheilten, vor Jahren durch zunehmende Kränklichkeit genöthigt gesehen, einer seinen Fähigkeiten als Clavier-Virtuose und Musikdirektor angemessenen Thätigkeit zu entsagen und sich in die Stille seines Thüringer Geburtsortes Schmalkalden zurückzuziehen, wo er lediglich seinen Studien lebt und soweit Unterricht in classischer Musik ertheilt, als es eben seine Gesundheitsverhältnisse gestatten.

Es freut uns, hier die Mittheilung anfügen zu können, daß sich in Crefeld auf Anregung der dortigen Liedertafel, als deren Director der Componist so vieler herrlicher Männerchöre während einer Reihe von vierundzwanzig Jahren in uneigennützigster Weise gewirkt, ein Centralcomité gebildet hat, welches zu Beiträgen und, „soweit die deutsche Zunge klingt“, zur Bildung von Comités an allen Orten auffordert, wo Sänger und Krieger weilen, die ihr Herz durch Wilhelm’s Gesänge erhoben haben und noch erheben. „Gebe Gott,“ schließt der Aufruf, „daß die sich so bewährende Nationaldankbarkeit von dem Gemüthe des Meisters den Druck nehme, der ihn in letzter Zeit nur zu selten zu neuem Schaffen kommen ließ.“

Schließlich wird vielen unserer Leser die Nachricht willkommen sein, daß soeben das vorzüglich getroffene Photographische Bildniß Wilhelm’s im Verlage von Feodor Wilisch in Schmalkalden erschienen ist.



Der Sieger von Metz. Wenn ein Feldherr gesagt hat, daß zum Kriege drei Dinge nöthig seien, nämlich: Geld, Geld und wieder Geld, so hatte er bis zu einem gewissen Grade Recht; zum Siegen aber langen diese drei Dinge gewiß nicht aus, zum Siegen gehört noch, daß man sich des Rechtes, für das man ficht, bewußt, daß das Vertrauen auf die Klugheit der Hände, welche das Geschick eines Staates leiten, unerschütterlich, und daß die Kriegskunst des Mannes, der die schlagfertige Armee auf’s Schlachtfeld führt, eine erprobte sei. Alle diese drei Dinge waren im Lager des französischen Kaisers nicht zu finden, und an ihrem Mangel mußte und muß ein Theil seines Heeres nach dem andern zu Grunde gehen. Auf unserer Seite aber, auf der Seite des deutschen Volkes stand das Recht, standen die Klugheit und Kriegskunst – glänzend repräsentirt in dem greisen König Wilhelm, in dem Grafen Bismarck, in Herrn von Moltke, der das vortrefflichste Kriegsmaterial aus den Casernen und Arsenalen des Herrn von Roon entgegennahm und deren Porträts wir heute nach der vortrefflichen Darstellung aus der Meisterhand Camphausen’s bringen. Es sind die Männer, denen Deutschland seine politische Neugestaltung verdankt, und durch deren Hände es zu der Weltstellung geführt wurde, welche es von nun an einnehmen und, hoffen wir, auch siegreich bewahren wird.

Wie uns Professor Camphausen schreibt, verdankte er es einem glücklichen Zusammentreffen, den König von Preußen auf dem nämlichen Pferde darstellen zu können, welches derselbe in der Schlacht bei Sadowa geritten und in der Folge nach dieser benannt hat.




Liebenswürdige Zuvorkommenheit. Wir können nicht umhin, in Nachstehendem Zeugniß davon abzulegen, wie unsere Heerführer mitten in ihren aufreibenden Pflichten bestrebt sind, den Wünschen der Presse in der dankenswerthesten Weise gerecht zu werden. Am 10. August wandte sich die Redaction der Gartenlaube an Herrn General von Moltke mit der Bitte, ihr einen Begleitschein für einen ihrer Specialberichterstatter, Herrn Julius Zoellner, ausstellen zu wollen. Selbstverständlich mußte die Redaction dieses Gesuch von Leipzig abgehen lassen, ohne den durchaus unbekannten Aufenthaltsort des Generals näher bezeichnen zu können. Trotzdem kam das Schreiben schon wenige Tage nachher in die Hände des Herrn von Moltke, schon am 15. August wurde durch denselben in dem Hauptquartier des Königs zu Herny das gewünschte Begleitschreiben ausgestellt und bereits am 18. August befand sich dieses in den Händen der Redaction. Wir müssen diese Aufmerksamkeit des Herrn von Moltke um so höher anschlagen, als sie uns an einem der bewegtesten Tage des ganzen bisherigen Feldzugs zu Theil wurde: am 14. August hatte das heiße Treffen unter den Mauern von Metz stattgefunden und am 16. August ward die zwölfstündige Schlacht bei Mars-la-Tour geschlagen.



„Sie haben dich lange verachtet.“

Sie haben dich lange verachtet,
Du armes deutsches Land,
Dich lange als Beute betrachtet,
Als ging’ es mit dir zu Rand;

Sie hielten dich, lächelnd, erkoren
Für Kunst nur und Wissenschaft,
Ein Volk, zur Arbeit geboren,
Doch für den Kampf erschlafft,

Das Volk der Forscher, der Kenner
Des grauen Alterthums –:
Jetzt zeigst du das Volk der Männer
Und alten Waffenruhms,

Das Volk, zum Frieden geschaffen,
Doch für den Krieg geschult,
Wenn Jene mit deinen Waffen
Des Geistes nur gebuhlt;

Jetzt zeigst du, dem Lug’ und Truge
Der Ränkeschmiede zum Schreck,
Daß auch der Denker, der kluge,
Das Herz auf dem rechten Fleck,

Zeigst, wenn von fremden Kronen
Die deine beleidigt ward,
Ein Volk von Millionen,
Das rings in Waffen starrt,

Und, schlägst du in ihrer Blöße
Mit Gott sie aus dem Feld,
Dann, strahlend in deiner Größe,
Gebietest du Frieden der Welt!
 G. v. Meyern.




Kleiner Briefkasten.

K. in Lz. Sind sehr willkommen und werden sofort zum Druck befördert werden. Wir fordern überhaupt Alle, welche Feder oder Stift zu führen verstehen, dringend auf, durch Einsendung von Schilderungen oder durch authentische Darstellungen vom Kriegsschauplatz, unser Bestreben, ein lebendiges und treues Bild des großen nationalen Kampfes zu geben, möglichst zu unterstützen. Alle Beiträge werden in der anständigsten Weise honorirt. Auch interessante briefliche Mittheilungen von Soldaten der Armee sind uns willkommen.


Für die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute

gingen wieder ein: A. H. und L. K. in Bologna 100 Thlr.; von einer deutschen Familie in Framersdorf (Mähren) 3 Thlr.; für arme Kinder, welche in dem Kriege ihren Vater verlieren, von den Kindern von Frank in Bukarest 3 Ducaten; L. B. in Bukarest 1 Ducaten; Rentamtmann Kreyßig 3 Thlr.; Markert in Theresienau 2 Thlr.; Th. N. in Limbach 1 Thlr. (nicht Bescheidenheit, sondern Raumbedrängniß); gesammelt von Dr. Rasch in London 35 Thlr.[WS 1]; Hermann Bohnert in Barcelona 10 Thlr.; Kegelgesellschaft „Tannhäuser“ in Leipzig 35 Thlr.; dritte Wochensammlung des Personals von Schelter und Giesecke 24 Thlr. 16 Ngr.; drei Schüler, Jerwitz, Höhndorf und Pasemann 1 Thlr.; Kegelgesellschaft „Paucke“ 10 Thlr.; K. in Wesel 1 Thlr.; Freimann in Huszt (Ungarn) 2 fl.; Mühlenbrock in Gerdeshagen 25 Thlr.; Kirchner in Gastel (Holland) 4 Thlr. 3 Ngr; Pfaffen in Temesvar 5 fl.; Hartig in Asch 1 fl.; erste Wochensammlung der Klinkhardt’schen Buchdruckerei in Leipzig 4 Thlr. 25 Ngr.; R. S. 2 Thlr; C. Pfaff in Nauheim 10 Thlr.; von Schachspielern des Café Felsche in Leipzig, die jede Partie zu 2½ Ngr. zum Besten der Wehrmärmer spielen, 2 Thlr.; zweiter Wochenbeitrag der Drugulin’schen Buchdruckerei in Leipzig 3 Thlr. 4½ Ngr.; Leser und Leserinnen der Gartenlaube in Zwönitz 15 Thlr. 10 Ngr.; Kegelclub in Zwönitz 5 Thlr. 20 Ngr.; Friedr. Gerstäcker 20 Thlr. und von dessen Mutter 5 Thlr.; Dinse in Altrohlau 10 fl.; Beitrag für Weißenburg, von Friedrichsdorf (Wiesbaden) 92 Thlr.; Rich. Schreckenbach in Wiesenbad 1 Thlr.; Julie in Prag 3 Thlr.; ein Deutscher in der Levante 5 Thlr.; Gv. B. in Parchen 5 Thlr.; Student D. H. 2 Thlr.; M. J. u. B. S. 2 Thlr.; Georg Jauck 5 Thlr.; Füllhaas 5 Thlr.; H. K. 2 Thlr.; Wlokka in Mühlhausen 1 Thlr.; auch von Laura für das bereits vor fünf Jahren schlafengegangene deutsche Herz 2 Thlr.; Boorgang, Kindersparbüchse 1 Thlr. 15 Ngr.; R. G. in Boizenburg 1 Thlr.; gesammelt in einem Kränzchen in Leipzig 3 Thlr.

Bravo, Oesterreich rührt sich! Es ist also nicht wahr, was uns einige dortige Zeitungen von der antideutschen und specifisch Habsburger Stimmung vorflunkern wollen. Es gingen nachträglich von dort ein:
Sammlung der Tagespost in Linz 102 Thlr.; Franz Lootz in Schäßburg 2 Thlr. 28 Ngr.; der Männergesangverein in Deutschlandsberg 60 fl.; Ascherfeld’s Buchhandlung in Karlsstadt 10 Thlr.; Caroline Gräfin Blankenstein geb. Gebser in Bucsa (Ungarn) 50 fl.; ein Deutscher in Torda 10 fl.; von den Norddeutschen in Dörfl bei Reichenberg 25 fl.; W. Förster in Wien 10 fl.; vom Cylinderclub in Asch in Böhmen 50 fl.; vier Deutsche aus Prag 16 fl. rh.; Sammlung einiger Brüder in Brüx 18 fl. 40 Kr.; von einem gutgesinnten Deutschen aus Preßburg 50 Thlr.; ein junges Mädchen in Asch 1 Thlr. (Dank für Ihren liebenswürdigen Brief); von Turnfreunden und Mitgliedern des Turnvereins in Asch 170 fl.; Ergebniß einer privaten Sammlung in Linz durch Advocat Dürrnberger 144 Thlr.

Ein Blick auf die vorliegende Quittung giebt uns die erhebende, wenn auch in unseren Tagen kaum noch überraschende Ueberzeugung, daß weit größer als das politische das Deutschland der deutschen Herzen ist. Trotz des Jahres Sechsundsechszig sehen wir aus dem deutschen Oesterreich die Gaben so reich herbeifließen, als ständen auch die Soldaten der schwarzgelben Fahne mit im Kampfe gegen den alten gemeinsamen Feind. Diese Theilnahme verpflichtet uns, wiederholt es auszusprechen, daß die durch die Gartenlaube aufgebrachten Gaben für die bekannten Unterstützungszwecke im Nord und Süd des Vaterlandes bestimmt sind. Zugleich verpflichten uns aber auch die ebenso großen als blutigen Siege der Unsrigen, unsere Sorge nicht, wie bisher, auf die hinterlassenen und hinterbliebenen Frauen und Kinder unserer Wehrmänner zu beschränken, sondern sie auch auf die Verwundeten auszudehnen, für die, trotz aller staatlichen Vorsorge, noch lange nicht genug geschehen ist, wie dies viele brieflich und öffentlich ausgesprochene Klagen leider nur zu deutlich beweisen.

Die Redaction.

Anmerkungen (Wikisource)

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_564.jpg&oldid=- (Version vom 21.10.2019)