Seite:Die Goldkarawane.pdf/115

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mir von rechts her das Blöken von Schafen, ebenso vereinzeltes Gebrüll von Rindern zu. Sofort schwenkte ich nach Norden ab, ließ mein Pferd in Schritt fallen und nahm auch den Stutzen in den Arm. Ich befand mich jetzt in einer langen Bodenwelle, die nach Südost zu sich ziemlich steil abwärts senkte. Dann gewahrte ich vor mir auf dem hellen Sande eine dunkle Masse. Die Tierlaute wurden deutlicher. Ich hatte eine weidende Herde erreicht.

Nachdem ich dies festgestellt, kehrte ich um, ließ meinen Falben in einer mit Salzsträuchern bestandenen Mulde zurück und pirschte mich zu Fuß an die Herde heran, umging sie und gelangte auf eine Anhöhe, von der aus ich in ein rundes Tal hinabblicken konnte, dessen schlanke Palmen und Gebüschstreifen eine Oase verrieten.

Ich zweifelte nicht, daß ich hier das Lager der gesuchten Beduinen gefunden hatte. Auf allen Vieren weiterkriechend, kam ich bald hinter eine jener natürlichen Hecken, die man unweit von Oasen häufig findet und die von den Beduinen gern zur Einhegung der jungen Lämmer benutzt werden. Schafe und Ziegen machen ja den Hauptreichtum der Nomaden aus. Rinder sind seltener, da sie bessere Weide verlangen.

Ich schob mich an dieser Hecke entlang, gewahrte auch bereits zwischen den Bäumen und Sträuchern den rötlichen Schein mehrerer Feuer, als ich jenseits der Hecke Stimmen vornahm, die sich langsam näherten.

Es waren drei Leute. Sie sprachen arabisch. Verstehen konnte ich zunächst nur einzelne Worte, da sie doch zu weit ab von der Hecke dahinschritten. Sie gingen nebeneinander. Ich hatte mich halb aufgerichtet, erkannte nun, daß es Beduinen waren. Zwei von ihnen trugen an den Kapuzen vorn Geierflügel als Verzierung. Also waren es Channeks, denn Augustus hatte mir damals in Kersas mitgeteilt, daß diese einer

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)