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Augen und eine große Hakennase, dazu ein Paar Riesenohren hatte wahrnehmen können.

Jetzt waren – das hätte mir doch gleich auffallen müssen! – auch die übergroßen Ohrmuscheln verschwunden! Der Mann dort am Klapptisch hatte ja überhaupt keine Ohren!

Das Gesicht selbst, von der Glühbirne hell bestrahlt, zeigte mir sowohl in Stirnbildung als der breiten Kinnpartie und den Falten um den wohlgeformten Mund alle Hinweise auf einen überaus energischen Charakter. Die Augen, jetzt ohne Brille, waren groß und lebhaft und von starken, fast schwarzen Brauen überwölbt, lagen tief in den Höhlen und gaben dem ganzen, bartlosen, schmalen Antlitz im Verein mit der Hakennase das Gepräge eines wahren Charakterkopfes.

Dieser geheimnisvolle Mensch beschäftigte sich wie schon erwähnt mit einer Landkarte. Den Zirkel hatte er jetzt beiseite gelegt, starrte nachdenklich mit etwas zurückgelegtem Kopf aufwärts in das grelle Licht der elektrischen Birne. So saß er, die Karte in den Händen glatt gespannt haltend, regungslos da.

Ich sah, wie seine Lippen sich bewegten. Er hatte offenbar die Angewohnheit vieler Leute, einer stärkeren inneren Erregung durch halblaute Selbstgespräche Luft zu machen.

Die Landkarte – sie war gut ein Meter im Quadrat groß – zeigte an den Rändern blaues Meer und in der Mitte ein dunkles Dreieck: also Afrika! Es mußte eine sehr genaue Spezialkarte sein. Wahrscheinlich stammte sie aus einem geographischen Werke, denn unsere gewöhnlichen Atlanten enthalten Karten von solchem Umfange kaum.

„Merkwürdig doch eigentlich!“ dachte ich mir. „Wozu schleppt er sich nur mit einer solchen Riesenkarte von Afrika herum?!“

Ich gebe zu: in diesem Augenblick bekam mein Verdacht,

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)