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um zu sehen, wohin er ritt, aber eine gewisse Unruhe und leise Sorge um Ibrahim trieb mich doch sofort zu meinem Falben hin.

In vollem Galopp sprengte ich denselben Weg entlang, den ich schon einmal zurückgelegt hatte. Ich dachte nochmals über das soeben Erlauschte nach. Ulmed Rischa war fraglos ein ebenso gefährlicher Schurke als seine Verbündeten, die Channeks. Zuitenbrook-Rastra hätte nur ahnen sollen, wem er sich anvertraut hatte und was dieser hinterlistige Berber plante! Meinen Stutzen wollte dieser sich aneignen und dann auch das Gold jener Karawane, die bei meinen bisherigen Erlebnissen hier in Afrika bereits eine so große Rolle gespielt hatte und von der ich bisher doch so gut wie nichts wußte. Nun – vorläufig besaß ich den Stutzen noch! Und so einfach, wie der Berber und die Channeks es sich vorstellten, Ibrahim und mich in ihre Gewalt zu bekommen, war die Sache dann doch nicht.

Ich war etwa zehn Minuten in flottestem Tempo geritten, als ich eine enge Schlucht zwischen zwei Wanderdünen passieren mußte. Man erkennt diese allmählich vorrückten Sandberge leicht daran, daß ihre dem Winde abgekehrte Seite infolge der Bewegung zunächst der obersten Schichten stets ziemlich steil ist.

Gerade an dieser Stelle vernahm ich nun plötzlich einen ganz schwachen Schrei, nein, besser einen kurzen, in der Erregung ausgestoßenen Ruf. Ich hielt sofort an, schaute mich mißtrauisch um, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Trotzdem war ich vorsichtig und lenkte meinen Falben im Schritt am Fuße der beiden Dünen entlang, deren steilere Seiten vom Monde hell beschienen wurden. Auch so fand ich nichts Auffälliges, glaubte nun bestimmt, daß ich den Schrei des kleinen Wüstenkäuzchens für menschliche Laute gehalten hätte. Ich gab daher meinem Pferde einen aufmunternden Schlag auf den Hals und trabte weiter. Doch – seltsam

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/120&oldid=- (Version vom 31.7.2018)