Seite:Die Goldkarawane.pdf/150

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aus seinen bisherigen dunklen Andeutungen konnte ich mir ja nur sehr wenig zusammenreimen.

„War’s etwa aus Anlaß einer Sklavenjagd, daß ein solches Blutbad angerichtet wurde?“ meinte ich mit größter Spannung.

Er blickte mich an, schien zu überlegen, erwiderte dann lauter und energischer:

„Gut – es sei! Sie sollen Mitwisser eines Geheimnisses werden, das ich für immer in meiner Brust hatte verschließen wollen. Sie sind ein Mensch, dem ich gern beichte. Sie werden mich nicht verdammen, sich nicht voller Abscheu von mir abwenden. – Hören Sie also. – Ich habe bereits früher erzählt, daß mich das Schicksal als Fußball seiner Launen benutzt hat. Meine schauspielerische Begabung war gleich Null, und ich mußte Gott danken, daß ich nach der Riesenpleite des Hoftheaters in Linz, Prunz, Glinzelstein ein Engagement bei einer Varieteetruppe fand, die die Hafenstädte Westafrikas abklappern wollte. So bin ich in den dunklen Erdteil gelangt und hier auch kleben geblieben. Zumeist ging es mir herzlich schlecht. Eines Tages vor nunmehr dreieinhalb Jahren lernte ich in Timbuktu, der großen Handelsstadt weit nördlich der Goldküste, einen Spanier kennen, der mich dann als Jäger für eine Maultierkarawane anstellte, die angeblich die Beduinenstämme am Rande der Sahara mit allerlei Handelsartikeln versehen und dafür Elfenbein eintauschen wollte. Sehr bald nach unserem Aufbruch von Timbuktu merkte ich, daß es mit dieser Karawane etwas Besonderes auf sich haben müsse. Es stießen nämlich auf dem Wege nordwärts fortwährend allerhand Leute zu uns, denen man die Abenteurer auf den ersten Blick ansah. Schließlich zählten wir nicht weniger als fünfzig gutbewaffnete Kerle aller Farben, Weiße, Mulatten, Araber, Neger – alles die reinsten Galgenvögel! Fünfzig Begleitmannschaften für eine harmlose Handelskarawane sind nun

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/150&oldid=- (Version vom 31.7.2018)