Seite:Die Goldkarawane.pdf/185

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einzelne Schüsse noch, – ein Haufen Gestalten aufwärtsstrebend in einem schmalen Engpaß.

Dann – vom Tempel her ein gellender Pfiff, nochmals – nochmals.

Die drei Löwen, in langen Sätzen hinter den flüchtenden Angreifern dreinstürmend, kehrten nur widerwillig um. Aber – sie gehorchten immerhin! Nun – nun hatte der eine, der vorderste, einen der nur verwundeten Leute erreicht. Es war kein Channek. Es war ein Tuareg. Ich erkannte dies an dem das Gesicht verhüllenden Tuche.

Der Mann brüllte in seiner Todesangst wie ein Wahnsinniger. Der Löwe sprang zu, – Mann und Bestie bildeten für Sekunden eine dunkle Masse. Dann schnellte der Löwe auf den nächsten Verwundeten los. Ich glaubte das Krachen zerbissener Genickwirbel zu hören. Es war wohl nur Einbildung.

So fanden auch die drei noch lebend hier zurückgebliebenen Angreifer ihr Ende.

Ich stand noch immer wie erstarrt da. Die Löwen waren längst wieder oben im Tempel verschwunden. Auch von den Channeks und ihren Verbündeten nirgends mehr eine Spur. Sie hatten es aufgegeben, den Turmfelsen zu stürmen.

Ich erwachte langsam wie aus wüstem Traum. Was ich soeben hier geschaut, war schwer als Wahrheit, als tatsächliches Geschehen hinzunehmen. Und doch: dort lagen ja die Toten, dort ragte geheimnisvoll die Kuppel des alten Heiligtumes in die Luft, reckte sich empor zum nächtlichen Firmament.

Stille nun ringsum, Totenstille, die ich wie eine Zentnerlast auf meiner von Entsetzen durchschauerten Seele empfand.

Was nun? Sollte ich umkehren? – Ich würde ja

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/185&oldid=- (Version vom 31.7.2018)