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Tireks aus dem Plateau erschienen, mitten unter ihnen auch Ibrahim, Wexel und Dunnleit.

Ibrahim gab den Befehl zum Feuern. Die Salve riß die Hälfte der Anstürmenden zu Boden.

Ich gab genau auf Rastra acht. Er hatte sich klugerweise lang hingeworfen, als er merkte, was vorging. Seine Peiniger schienen ihn vergessen zu haben.

Doch nein – da sprangen gerade zwei Berber zurück auf ihn zu, hoben ihn auf, wollten ihn in den See hinabwerfen.

Ich zielte – schoß zweimal. Die Berber knickten um, und Rastra fiel dicht am Rande des Abgrundes auf den harten Fels, rollte sich aber sofort weiter nach dem Plateau zu, wo jetzt ein Handgemenge begonnen hatte, bei dem sehr bald die kampfgeübteren Channeks und Tuareg so große Vorteile errangen, daß Augustus und ich schleunigst hinzueilten, um nicht den Ausfall des ganzen Angriffs länger zu gefährden.

Ich will Einzelheiten hier übergehen. Ich hatte bis dahin nicht gewußt, daß es eine Art Rausch des Kampfes gibt, ein sinnloses Hindrängen all unserer Energie auf die Vernichtung des Gegners, ein Erwachen all jener wilden Instinkte, die bei dem kultivierten Europäer nur abgeschwächt, nicht völlig beseitigt sind.

Diesen Blutrausch fühlte ich jetzt selbst. Vielleicht packte er mich, weil ich sah, daß zwei Tuareg den beiden solcher Mordarbeit gegenüber nur ungeschickt sich verteidigenden letzten der drei Löwenjäger mit ihren kurzen Hauschwertern die Köpfe halb vom Rumpf trennten, vielleicht auch deshalb, weil mich sofort ein riesiger Channek angefallen hatte, der mir seine Pistole so dicht an der Stirn abschoß, daß ich noch heute die schwarzen Pulverkörnchen in der Schläfenhaut stecken habe. Meine Revolverkugel traf besser.

Dann – dann suchte mir ein Tuareg seine Lanze in den Leib zu rennen. Es war derselbe Kerl, der vorhin

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/209&oldid=- (Version vom 31.7.2018)