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„Das – das ist doch mein Stutzen, Augstus Wruke! Wie haben Sie denn –“

„Können Sie nicht noch mehr brüllen!“ unterbrach er mich. „Sie denken wohl, wir gehen hier Unter den Linden in Berlin spazieren. Ne, ahnungslose Seele, – hier ist’s nicht so friedlich – sicher, noch lange nicht! Was aber Ihren Stutzen angeht, über dessen Verlust Sie mir ja so lange Töne vorgejammert haben, – den hab’ ich geangelt, richtiggehend geangelt! Er lehnte an der Wand der Schlucht, und es war ein Kinderspiel, an die eine Leine einen der Haken der Kinnkette des Zaumzeugs meiner Flora festzubinden und dann von oben her den Haken mit etwas Geduld in den Abzugsbügel Ihrer Wunderkanone hineinzudirigieren, worauf ich diese wahrhaftig müheloser hochzog als nachher Ihren werten überfütterten Kadaver!“

Da konnte ich nicht anders, – ich lief nach vorn, wollte nun meiner ehrlichen Freude und Dankbarkeit Ausdruck geben, als er mir zuvorkam:

„He – wissen Sie auch, in wessen Gewalt sich Ihr Ibrahim und die drei Patent-Löwenjäger jetzt befinden? – Ich denke, das ist wichtiger als das überflüssige Zeug, mit dem Sie soeben Ihren Gefühlen Luft machen wollten! – Hören Sie, staunen Sie:“

Da vergalt ich ihm diese Vereitelung meiner Dankesworte, sprach das selbst aus, was er mir als böse Botschaft mitteilen wollte:

„In der Gewalt Ihres bisherigen Brotherrn, des Straußenfarmbesitzers Ulmed Rischa!“

„Richtig geraten. Also desselben Mannes, der vorhin mit fünfzehn seiner Leute die Banditen überrumpelt hat, denen er wegen der Diebstähle auf seiner Farm schon lange eins hat auswischen wollen! – Doch, hier können wir halt machen und lagern. Es wird gleich hell werden. Dort im Osten verschwindet das Dunkel schon. Ich hoffe hier auch etwas Eßbares zu finden.“

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/93&oldid=- (Version vom 31.7.2018)