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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Die Puritaner hatten jedem Manne in der Gesellschaft Stimmrecht verliehen und ließen Gesetze und Urtheile von der Stimmenmehrheit abhängen. Die Freunde, welche an die Macht des inneren Lichtes und an sein schließlich harmonirendes Zeugniß bei allen Menschen glaubten, ließen in ihren Rathsversammlungen die Fragen immer wieder von Neuem zur Verhandlung kommen, bis eine freiwillige Uebereinkunft sich ergab.

Die Puritaner hatten ihre Kirchen ohne alle Zierrathen und Bilder gebaut.

Die Freunde bauten keine Kirchen. Sie trafen sich in Sälen oder Häusern, welche Versammlungslokale genannt wurden. Sie saßen da still den Offenbarungen der innern Stimme lauschend, beisammen und sprachen blos, wenn diese sie ermahnte etwas zu sagen.

Die Puritaner betrachteten das Weib als die Hälfte des Mannes und als seine Gefährtin im Hause, sowie auf dem Weg des Privatlebens.

Die Freunde betrachteten das Weib als die Gehülfin des Mannes im Allgemeinen, wie auch in den Angelegenheiten des Privatlebens, und sie erkannten ihr das Recht zu, sowohl in Staats- als in Kirchensachen zu sprechen. Die Rathsversammlungen der Weiber galten bei der Entscheidung der Fragen soviel wie die der Männer, und den Eingebungen des Weibes lauschte man mit Ehrfurcht, wenn sie auf den Ruf des Geistes in den Versammlungssälen der Freunde auftrat.

Die Puritaner hatten den Trauungsact vereinfacht. Die Freunde verwarfen alle Trauung, bei welcher eine äußere Macht mitwirkte. Wenn Mann und Weib vor der Gemeinde erklärten, daß sie als Ehegatten zusammenleben wollten, so genügte dieß, um eine Ehe zu stiften. Die innere Stimme genügte, um den Bund

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/44&oldid=- (Version vom 4.8.2020)