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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

just nicht mit den freundlichsten Gefühlen in verschiedene Gesellschaften abgesondert. Die sogenannten Hicksiten haben sich von den Orthodoxen getrennt. Die Letzteren schließen sich wie früher so ziemlich an das Glaubensbekenntniß der Trinitarier an, die ersteren nähern sich mehr dem unitarischen.

Den 27. Juli.  

Gestern wohnte ich einem Meeting der orthodoxen Quäcker an. In einem großen hellen Saal ohne Verzierungen waren etwa 200 Personen versammelt, die Männer auf der einen, die Frauenzimmer auf der andern Seite, und unter diesen eine Menge Kinder; da saß jetzt Alles auf Bänken und sah schweigend gerade vor sich hin; ich dagegen sah mich in aller Stille genau ringsum. Es war ein sehr heißer Tag und die Schweigsamkeit und Unbeweglichkeit in der Versammlung war mir drückend, und ich dachte beständig: „Wird nicht der Geist irgend Jemand in der Versammlung rühren?“ Aber nein, der Geist rührte Niemand. Ein alter Herr hustete und ich nießte, und das Laub auf den Bäumen bewegte sich matt vor den Fenstern. Dieß war die einzige Bewegung, die ich vernahm. Die Weiber, als sie so dasaßen mit ihren grauen Hüten, sämmtlich von Einer Farbe und Form, umgekehrten Nachen mit flachen Böden gleich, gefielen mir weniger als gewöhnlich. Aber in manchem Gesicht bemerkte ich dennoch Augen und einen Ausdruck, der sichtlich vom tiefen Eindringen des Geistes zeugte, obschon ich in dieser Tiefe Licht vermißte. Und die Kinder, die armen kleinen Kinder, die gezwungen waren, still und wach dazusitzen, ohne Beschäftigung und ohne Gegenstand für ihre kindliche Aufmerksamkeit, was konnten sie anders denken als: „Ach, wie ist das so langweilig! möchte es

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/51&oldid=- (Version vom 4.8.2020)