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Sonnenschirm kein wahrer Abessinier. Geschlechter sterben an Schwindsucht dahin, von Rheuma Geplagte werden zu Greisen, vor der Zeit.

Nur die Nomadenstämme bilden hier eine Ausnahme. Ihre Lebensweise ist gesünder, – ein Kenner Abessiniens hat einmal erklärt, daß, wollte man die Steppenvölker seßhaft machen, dies mit ihrem Untergang gleichbedeutend wäre. –

Je näher ich der heißen Quelle kam, desto unruhiger wurde Freund Fennek. Schließlich stieß er mit dem Näschen, und mein Mißtrauen gegen die wallenden Wolken ward so stark, daß ich wieder in den Baumschatten trat und das Fernglas zu Hilfe nahm.

Die Felsen, aus denen die Dämpfe emporquollen, bildeten einen stumpfen Kegel von unregelmäßig übereinanderliegenden Blöcken. Die Baumkronen warfen ihre scharfen Schatten darüber, und zunächst bemerkte ich nichts Besonderes, vielleicht nur das eine: Die Äste, die noch in die heißen Wolken hineinragten, waren weiß und kahl und glichen gebleichten Knochen. Unwillkürlich haftete mein Blick längere Zeit auf diesen abgestorbenen Ästen, die mir vorkamen wie flachhängende Skelette. Man konnte wirklich darüber im Zweifel sein, ob es nicht tatsächlich Knochen wären, und ich hätte mich gar nicht weiter gewundert, wenn dort droben ein paar Totenschädel im runden Gesichtsfeld meines Fernglases mich angegrinst hätten. Aber es waren doch nur abgestorbene

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Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/44&oldid=- (Version vom 31.7.2018)