Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/97

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse

Amors Klage.

Sonst, wenn mir vom Bogen
Goldne Pfeile flogen,
Ach! wie heiss und wahr
Liebte sich ein Paar!

5
Noch sind alle Herzen

Rasch zu Minnescherzen;
Aber laulich, kalt,
Treulos, o wie bald!

Mich ergreift Entsetzen.

10
Menschen! Euch ergetzen,

Unstät von Natur,
Meine Flügel nur.

Joh. Chr. Friedr. Haug.
(1761–1829.)





Gieb acht!

Unsre Freundschaft ist ein Brücklein
Ohne Brüstung, schmal und schwank – …
Drunter stürzt der Liebe Wildbach,
Drein manch Herz vom Brücklein sank …!

5
Angstvoll reich’ ich dir die Hände;

Gieb nun acht auf jeden Schritt!
Trägt das Brücklein dich, trägt’s mich auch;
Fällst hinein du, – fall’ ich mit.

Sidonie Grünwald-Zerkowitz.





Zur Rosenzeit.

Die Liebe bleibt wie Rosen immer neu,
Ob ihre Blüte morgen auch vorbei
Und wir von gestern keiner uns erinnern.

Die Lieb’ ist voll wie einer Rose Schoss,

5
Woraus sich hundert Blätter ringen los,

Und hundert andre glühen noch im Innern.

Die Lieb’ ist feurig wie ein Rosenblatt,
Das seine Flammen angezündet hat
Am ersten Morgenstrahl der Himmelsrose.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/97&oldid=- (Version vom 31.7.2018)