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darstellend) von 13 Kugeln durchlöchert. – Die Madonna von Murillo ist von drei Kugeln getroffen worden, aber an Stellen, die leicht wieder hergestellt werden konnten. Im ganzen genommen ist es doch noch glücklich abgegangen, und bei der sogleich begonnenen Ausbesserung sehen wir, daß nirgends ein wesentlicher Theil in der Art beschädigt wurde, daß der Kunstwerth der verletzten Gemälde gelitten hätte.

August.

3) Freitag... Ausstellung. Schönes Bild von Genelli, Amorinen darstellend, welche zu einem Feste sich begeben. Die Trefflichkeit der Malerei und Färbung wohl schwerlich ganz sein Verdienst (man hört, daß Rahl aus Wien das Bild fertig gemalt hat).

29) Mittwoch. Endlich das längst beabsichtigte Schreiben an König Ludwig, worin ich über die Unterbrechung meiner Arbeit und deren Ursachen mich erkläre, beendiget und abgesendet.

September.

4) Dienstag... Unter den heute für den Kunstverein angekauften Gegenständen befindet sich auch das Gemälde von Genelli. Schulz, Rietschel und ich hielten zusammen und das schlug durch.

6) Donnerstag... Um Mittag erhalte ich ein Briefchen von König Ludwig als Antwort auf mein am 29. August abgesendetes Schreiben. Der König antwortet mir also fast umgehend und überdies wahrhaft herzlich.

14) Freitag.... Brief von Rethel.

15) Samstag... Galeriekommission. Ich lege meinen Herren Kollegen Rethels Wünsche dar, welcher zur Ausarbeitung eines neuen Kartons wieder nach Dresden kommen will und zu dem Ende ein Atelier oder wenigstens einen Platz in einem zu erhalten wünscht.

27) Donnerstag... Auf der Galerie finde ich den Prinzen Albert mit zwei Begleitern. Der Prinz unterhält sich längere Zeit mit mir. Hauptgegenstand des Gespräches ist die Gefahr, welche der Galerie in den Maitagen drohte. – Nach Tisch bringt mir der Galeriediener Schmidt die schlimme Nachricht, daß seit ein paar Stunden das kleine Gemälde von Gabr. Metzu Nr. 1393[1] vermißt werde. Trotz der Schraube ist das Bildchen ausgehoben und gestohlen worden. Gänge zu Schulz, nach der Expedition der Sammlungen, der Galerie, endlich zum Herrn Minister Freiherrn Bernh. von Friesen füllen den ganzen Nachmittag aus. Die nöthige Anzeige bei der Polizei wird von Inspektor Schmidt gemacht...

28) Freitag. Der Gemäldediebstahl ist offenbar von zwei Damen vollzogen worden, welche der der Galerie gegenüber wohnende Aufwärter Wendler von seinem Fenster aus bemerkt hat... Von Genelli erhalte ich ein dankendes Briefchen für meine Benachrichtigung.

29) Samstag. Gustav Jäger aus Leipzig besucht uns. Meine Zeichnung zum Schlußbild der Nibelungen gefällt ihm. Wer weiß, ob es sich nicht macht, daß er das Bild al fresco ausführt. Rietschel ist für diese Auskunft eingenommen und würde wegen des nöthigen Urlaubs nach Möglichkeit wirksam sein... Abends bringt mir Schulz die sehr erfreuliche Nachricht, daß das entwendete Bild wieder in unsern Händen sei. Die zwei Damen wurden in Leipzig festgenommen, als sie im Begriff waren, das Gemälde zu verkaufen. – Jäger, Wislicenus, Kersting[2], später auch Rietschel, bringen den Abend bei uns zu.

Oktober.

1) Montag.... 3/4 auf acht Uhr Morgens überbringt mir ein Polizeiofficial aus Leipzig ein amtliches Schreiben von dem dortigen Polizeiamt (unterzeichnet von einem Schnorr) mit der Meldung, daß das entwendete Gemälde von Metzu wieder erlangt sei und die Diebin zur Haft gebracht worden. Sie heißt May, ist aus Langensalza und eine liederliche Dirne, und wohnte bei der ebenfalls aus Langensalza gebürtigen Klein dahier in der Marienstraße Nr. 7. Die Letztere ist natürlich mit verhaftet worden, will an dem Diebstahl aber keinen Theil genommen haben. Die Diebin war im Begriff, das Gemälde in Leipzig zu verkaufen. Die Justiz-Behörde in Dresden führt die Untersuchung und von ihr erhalten wir seiner Zeit das Gemälde zurück.... Trotz der ärztlichen Weisung, mich ruhig zu verhalten[3], verfüge ich mich um Mittag nach der Galerie, um erstlich die ministerielle Entschließung wegen Offenhaltens der Galerie und zweitens das Schreiben der polizeiamtlichen Behörde in Leipzig wegen Wiedererlangung unseres Bildes mitzutheilen.

3) Mittwoch.... Jäger macht uns seinen Abschiedsbesuch. Noch heute kehrt er nach Leipzig zurück. Er erklärt mir seine Bereitwilligkeit das große Schlußbild zu den Nibelungen al fresco auszuführen, nachdem Rietschel ihm gesagt, wie sehr es mich beruhigen würde, die Vollendung meines Werkes in seine Hände legen zu können.

10) Mittwoch. Besuch bei Herrn Fr. Pecht und Besichtigung der Zusammenstellung Frankfurter Abgeordneter


  1. Jetzt Nr. 1738. Metzus Urheberschaft ist zweifelhaft.
  2. Wie Wislicenus damals Schüler Schnorrs.
  3. Tags zuvor war Schnorr auf Anrathen des berühmten Berliner Augenarztes Jüngken wegen seines Augenleidens mit einer Fontanelle versehen worden.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/180&oldid=- (Version vom 19.5.2024)