Louis Kühnhold: Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart – Heft 7 | |
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Wuurn mannige Eltern munter gemacht,
Wenn de Tochter schluchzte in Trääm[1] oft schwäär
Un schprooch[2] wull gaar von Militär.
Wie mannigmool goob’s in d’n Kammern
Die Eltern rufften oft in Schtorm un Wind:
„Ach liewer Gott, dis arme Kind!“
Bluus Aener hatte bishaar nischt vernumme,
Daß su äne Schtimmung waar reingekumme.
Gewacht hatte trei in unnern Glockenthorm,
Su waarne trotzdan hiedervon nischt gesaat
Un Käner hatt’ne sei Lääd mool geklaat;
Drim waar dänn nu a vuller Verdruß
’s warne nu schließlich doch aufgefall’n,
Dass’r kän Oomd[4] huur ä Lied erschall’n
Un daß mitunter in der Nacht
Of viel’n Kammern wuur Licht gemacht,
Geschrei kam aus d’n Fanster ’raus.
„I“, dacht’r sich, „wos mog dis sein,
Daß Käner schleeft meh’ richtig ein?“
Doch kaum hattersch ändlich rausgekricht,
„Nu wart, nu sollt’r arschtemool sahn,
Daß d’r Kar’l[5] kann ä Linnernis[6] gaan;
Louis Kühnhold: Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart – Heft 7. Im Selbstverlag des Herausgebers, Sankt Andreasberg 1887, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_vom_Oberharz_in_Oberharzer_Mundart_von_Louis_K%C3%BChnhold_%E2%80%93_Heft_7.pdf/3&oldid=- (Version vom 2.10.2022)