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Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/358

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und Hoffnung schwebend und auch um sich selbst besorgt, da sie ohne David nicht leben konnte, zu ihrem Manne 216 und sprach zu ihm: „Hüte dich, dass die aufgehende Sonne dich hier nicht mehr antreffe, sonst wird sie dich fürder nicht bescheinen. Fliehe im Dunkel der Nacht, und möge Gott dir dasselbe verlängern. Denn wisse, dass, wenn du ergriffen wirst, der Vater dich umbringen lassen wird.“ 217 Darauf liess sie ihn durchs Fenster hinab und rettete ihn so aus der Gefahr. Dann machte sie das Bett zurecht, als wenn es für einen Kranken bestimmt sei, und legte unter die Decke die Leber einer Ziege. Als nun bei Tagesanbruch ihr Vater nach David schickte, sagte sie, er sei die ganze Nacht unruhig gewesen, zeigte den Anwesenden das zugedeckte Bett und machte sie, da die Leber durch ihre Zuckungen die Decke bewegte, leicht glauben, David liege darunter und atme schwer. 218 Die Diener hinterbrachten dem Saul, dass David in der Nacht krank geworden sei; trotzdem befahl er, ihn herbeizuschaffen, möge er auch noch so krank sein, denn er wolle ihn umbringen. Sie kehrten also wieder um, und da sie das Bett aufdeckten und den von Davids Gattin angezettelten Betrug wahrnahmen, brachten sie dem Könige darüber Nachricht. 219 Dieser machte seiner Tochter Vorwürfe darüber, dass sie einen Feind gerettet, ihren Vater aber betrogen habe. Da erdachte sie sich folgende glaubwürdige Entschuldigung. Sie sagte, David habe sie mit dem Tode bedroht, und so habe die Furcht sie veranlasst, sich um seine Errettung zu bemühen. Es gebühre ihr dafür Nachsicht, da sie es nur aus Not und nicht freiwillig gethan habe. „Ich glaube auch nicht,“ fügte sie hinzu, „dass dir ebenso viel an dem Tode deines Feindes als an meiner Errettung liegen sollte.“ 220 Saul verzieh darauf seiner Tochter; David aber begab sich auf der Flucht nach Armatha zum Propheten Samuel, erzählte ihm die Nachstellungen des Königs und dass nicht viel gefehlt hätte, so wäre er von ihm mit dem Speere durchbohrt worden, obgleich er doch niemals etwas Böses gegen ihn

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/358&oldid=- (Version vom 23.9.2020)