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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

in unerlaubten Umgange mit der Königinn gelebt und seine Strafe ganz wohl verdient hätte. Die Prager würden aber gewiß mit einer diplomatischen Entwickelung seiner Geschichte sehr über zufrieden seyn.

In der Kapelle des heiligen Wenzels, in die man rechts aus der Schloßkirche tritt, sah ich die Leute Grimassen machen, die man schon vor 20. Jahren in dem größten Theile des katholischen Teutschlands verlacht hätte. Die Betenden wischten sich mit einem großen metallenen Ringe in der Pforte der Kapelle die Augen aus und krochen auf den Knien zur Thüre hinein. Dieser Ring soll der nämliche seyn, an den sich Wenzel festgehalten hat, da er von seinem Bruder erschlagen wurde. Ich sah in dieser Kapelle nichts Merkwürdiges, als zwey Reliquien von Wenzel, sein Panzerhemd und seinen Helm, der oben von einem Schwerdtschlage ein großes Loch hat, und einen heiligen Klotz, auf dem er Holz gehackt haben soll.

Die Grabmäler von zwey böhmischen Königen mitten in der Kirche sind kaum des Anschauens werth, wenn man Theresens und Franzens Grabmal in der Kaysergruft bey den Kapuzinern zu Wien gesehen hat. Sonst sind hier noch einige