Seite:Friedlaender-Der Knabenmord in Xanten (1892).djvu/7

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Küppers’schen Scheune ermordet aufgefunden wurde. Das Kind ist am 29. Juni gegen 10 Uhr Vormittags in der Nähe Ihres Hauses spielend gesehen worden, von dieser Zeit ab war es verschwunden. – Angekl.: Das ist mir bekannt. – Präs.: Wie lebten Sie mit Ihrer Nachbarschaft? – Angekl.: Ich lebte mit meiner Nachbarschaft vollständig in Frieden. – Präs.: Lebten Sie mit dem Schreinermeister Hegmann in Unfrieden? – Angekl.: Durchaus nicht. – Präs.: Sie handelten auch mit jüdischen Grabsteinen? – Angekl.: Jawohl. – Präs.: Es sollen Ihnen nun Grabsteine beschädigt worden sein? – Angekl.: Jawohl, der Schaden war aber ganz unbedeutend. – Präs.: Wie hoch mag sich der Schaden belaufen haben? – Angekl.: Der Schaden war noch nicht so viel wie eine Stecknadel werth. – Präs.: Sie sollen den kleinen Hegmann im Verdacht gehabt haben, die Grabdenkmäler beschädigt und ihm auch mit den Worten gedroht haben: „Na warte, Du kommst in den Thurm!“ – Angekl.: Das ist nicht wahr, im Uebrigen war nur ein Grabstein in ganz unscheinbarer Weise beschädigt worden. – Präs.: Die Beschädigung soll Ihr Sohn Siegmund gemacht haben? – Angekl.: Das ist mir nicht bekannt, ich hatte den bei mir beschäftigten Steinmetz Wesendrup im Verdacht. – Präs.: Wesendrup soll häufig betrunken gewesen sein? – Angekl.: Jawohl. Wesendrup hatte am Freitag vor dem Morde das letzte Mal bei mir gearbeitet. Er war an diesem Tage wieder total betrunken und sagte: „Morgen haben die Juden wieder Schabbes, ich werde aber dafür sorgen, daß die Juden keinen Schabbes haben.“ Da er mit derartigen Redensarten auch wiederholt meine Kinder belästigte, so verbot ich dem Wesendrup das fernere Betreten meines Hauses. – Präs.: Erzählen Sie einmal, was Sie am Tage des Mordes, am Montag, den 29. Juni gethan haben. – Der Angeklagte erzählt in etwas umständlicher Weise: Ich bin des Morgens gegen halb 6 Uhr aufgestanden, habe mich angekleidet und bin in die Synagoge gegangen. Gegen 7 Uhr bin ich aus der Synagoge nach Hause gekommen und gegen 9 Uhr in die Klug’sche Gastwirthschaft gegangen. Dort habe ich einen Mann, Namens Frank, getroffen und bin mit diesem in meine Wohnung gegangen, um eine geschäftliche Angelegenheit zu besprechen. Ich ging etwa gegen dreivirtel 11 Uhr mit Frank weg, begegnete alsdann meinem Nachbar, dem Klempner Ullenbom. Gegen halb 1 Uhr kam