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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

sehr freuen; „der Papa sagte immer, aus dir wird niemals etwas werden.“ Henckel habe dem Knaben ein Geldstück geschenkt. – Auf Befragen des Verteidigers, Justizrats Dr. Sello, wurde nochmals Kaufmann Adameit vernommen. Er bekundete: Das Holen des Gewehres in Ernsthof, das Abschrauben des Kolbens, das Verbrennen, das Fahren nach Königsberg habe an ein und demselben Tage stattgefunden. Er sei aber der Meinung, daß an diesem Tage die Zeugen Henckel und Schaumann nicht in Zögershof waren. – Buchhalter Seemann: Er sei längere Zeit Buchhalter auf dem Rosengartschen Gute in Zögershof gewesen. Adameit, der nach dem Tode des Rosengart und insbesondere während der Verhaftung der Frau Rosengart das Gut verwaltete, habe 3000 Mark jährliches Gehalt bekommen. Die Kassenmankos seien aber unter der Herrschaft Adameits stets bedeutend größer gewesen als unter der Herrschaft Rosengarts. Adameit habe diese Mankos zu verdecken gesucht, indem er die fehlenden Gelder als verausgabte Wirtschaftsgelder buchte.

Erster Staatsanwalt: Wenn etwa aus den Bekundungen des Zeugen bewiesen werden soll, daß Adameit Unredlichkeiten begangen habe, dann muß ich beantragen, einen gerichtlichen Sachverständigen mit der Prüfung der gesamten Rosengartschen Bücher zu beauftragen.

Verteidiger R.-A. Dr. Lichtenstein: Wir wollen allerdings den Beweis führen, daß, angesichts des Umstandes, daß zu einer Zeit, wo Herr Rosengart tot, Frau Rosengart im Gefängnis war, bedeutend größere Kassenmankos vorhanden waren als früher, wo zwei Menschen mehr da waren. Ich bin aber der Meinung, daß der Zeuge, der viele Jahre bei Rosengart die Bücher geführt, Sachverständiger genug ist. – Auf Befragen des Vorsitzenden bemerkte Adameit: Er hatte in Zögershof auch Kost und Wohnung. Außerdem sei seine Schwester Hoffmann auf dem Gute gewesen, als die Angeklagte verhaftet war. Er habe im übrigen von der

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)