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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

die Behauptung des Angeklagten wahr, daß Sie ihm Ihre Freude über das Erscheinen des Artikels ausgedrückt haben? – Zeuge: Nein. – Vors.: Glauben Sie denn, daß v. Lützow sich so etwas rein aus den Fingern gesogen haben kann? – v. Tausch: Jawohl. (Herr v. Marschall rief dazwischen: Ah, nun auf einmal!) v. Tausch behauptete, daß er nicht seine Befriedigung über den Artikel ausgedrückt, sondern im Gegenteil gesagt habe, wie der Angeklagte solchen Unsinn schreiben könne. Er selbst habe nur den Artikel der „W. a. M.“ dem Botschafter in Wien, Grafen Philipp Eulenburg, zugeschickt, den er in Abbazia kennen gelernt und dem er zu Dank verpflichtet war. – Der Vorsitzende machte Herrn v. Tausch nunmehr darauf aufmerksam, daß er unter dem Eide stehe und dem Zuchthause verfallen sei, wenn er Falsches sage. – Der Vorsitzende ließ darauf Satz für Satz die Erklärung des v. Lützow durchgehen und hielt sie dem Zeugen v. Tausch vor. Dieser gab zum Teil sehr weitschweifige Erklärungen, zum Teil erklärte er die Behauptungen des Lützow für Unwahrheiten, „Lügen“ usw. An den Fragen beteiligten sich auch wiederholt der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Lubszynski und Oberstaatsanwalt Drescher. Letzterer erinnerte daran, daß v. Tausch ja wohl eine Haussuchung bei Herrn v. Lützow abgehalten habe, wobei nur wenig herausgekommen sei; damit stehe doch im Widerspruch, daß bei dem heutigen Besuch in der Lützowschen Wohnung noch eine ganze Reihe Schriftstücke vorgefunden worden sei. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Lubszynski, ließ sich bestätigen, daß die erste Haussuchung von zwei durch Herrn v. Tausch entsandte Kriminalbeamte vorgenommen worden sei. v. Tausch suchte über alle in dem Lützowschen Geständnisse enthaltenen Punkte Auskunft zu geben, wurde aber wiederholt vom Vorsitzenden darauf verwiesen, daß seine Ausführungen nicht die Sache träfen. – Freiherr v. Marschall: Er erinnere sich, daß er bei seiner Unterredung mit dem Minister v. Bronsart von

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/195&oldid=- (Version vom 9.11.2023)