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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

Hausdiener schreiben lassen, des Inhalts: „Wollen Sie wissen, wer gegen Sie putscht, so fragen Sie Eckert, Hamann, Kukutsch.“ – Es folgte die Vernehmung des Journalisten Gingold Stärk, der beim Berliner Tageblatt Redakteur war. Er bekundete: Etwa vor Jahresfrist sei er durch einen Polizeiwachtmeister zum Kommissar v. Tausch gebeten worden, um Auskunft über seine Personalien zu geben. Nachdem er dem Kommissar die gewünschte Auskunft gegeben, habe er sich entfernen wollen. Der Kommissar habe ihn aber zurückgehalten mit der Bemerkung: „Hören Sie mal, Sie scheinen gute Verbindungen zu haben, Sie könnten eigentlich der Polizei einen Dienst erweisen, indem Sie uns Auskunft erteilen. Ich verlange durchaus nichts Unanständiges oder Ehrenrühriges von Ihnen, Sie sollen uns nur den Namen des Verfassers eines Artikels nennen, wenn wir es für nötig halten. Er (Zeuge) habe sich zwei Stunden Bedenkzeit ausgebeten und dann das Anerbieten akzeptiert, weil er fürchtete, Herr v. Tausch würde sich für eine Ablehnung rächen, daß er ihn, da er Österreicher sei, als lästigen Ausländer ausweise. – Vors.: Hat Kommissar v. Tausch sich Ihnen gegenüber über Herrn v. Marschall ausgesprochen? – Zeuge: Ja, er hielt den Herrn Staatssekretär für einen Usurpator, der die Stellung nicht verdiene, die er einnehme. Kommissar v. Tausch hatte eine andere politische Richtung wie Herr v. Marschall. Wie die meisten Gegner des Herrn v. Marschall ist v. Tausch ein enragierter Bismarckianer. Graf Herbert Bismarck schien ihm für den Posten des Staatssekretärs weit mehr als Herr v. Marschall passend. Ich wurde wiederholt von Herrn v. Tausch aufgefordert, mich zu bemühen, in Beziehungen zum Auswärtigen Amt zu gelangen, er nannte mir wiederholt den Namen des Herrn v. Hollstein, an den ich mich wenden sollte. Ich schrieb auch an Herrn v. Hollstein, erhielt aber keine Antwort. Dann wandte ich mich persönlich an Dr. Hammann mit der Bitte, mich durch Auskünfte unterstützen zu wollen. Auch hier erfuhr ich Abweisung. – Während der

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/213&oldid=- (Version vom 11.11.2023)