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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

Zeit als Verlobte betrachtet? – Zeugin: Jawohl. – Vors.: Betrachten Sie sich auch jetzt noch als die Verlobte des Angeklagten Berger? – Zeugin: Jetzt nicht mehr. – Vors.: Seit wann betrachten Sie sich nicht mehr als verlobt? – Zeugin: Seitdem Berger wegen des Mordes in Untersuchungshaft sitzt, habe ich die Verlobung für aufgehoben betrachtet. – Vors.: Nun, Angeklagter, ist das richtig, daß Ihre Verlobung mit der Liebetruth aufgehoben ist? – Angekl.: Wenn es die Liebetruth sagt, dann muß es ja wahr sein. – Vors.: Haben Sie das dem Angeklagten geschrieben? – Zeugin: Jawohl, ich habe dem Berger geschrieben, daß es jetzt keinen Zweck mehr habe, ich betrachte die Verlobung für aufgehoben. – Vors.: Da Sie sich jetzt nicht mehr für verlobt betrachten, so haben Sie kein Zeugnisverweigerungsrecht. Sie sind also verpflichtet, die volle Wahrheit zu sagen, da Sie wahrscheinlich vereidigt werden. Die Zeugin bemerkte darauf auf Befragen des Vorsitzenden, daß sie 1872 geboren und evangelischer Konfession sei. Der Vorsitzende ließ darauf der Zeugin den Korb zeigen. Diese äußerte: So ganz genau hat mein Korb ausgesehen, nur war mein Korb wackeliger. – Vors.: Auf der Polizei haben Sie aber sofort den Korb wiedererkannt? – Zeugin: Als ich zum Kriminalkommissar am Alexanderplatz kam, sagte ich sofort: Da ist ja mein Korb. So, sagte der Kommissar, das ist Ihr Korb. Ja, sagte ich, ich stehe wie vor einem Rätsel. Kennen Sie denn den Korb mit Bestimmtheit wieder, fragte der Kommissar: Genau kenne ich ihn nicht wieder, antwortete ich, mein Korb war wackliger, sonst sieht er genau so aus wie der meinige. – Restaurateur Gottlieb Hentschel (Breslau): Er habe in der Breitenstraße in Breslau ein Restaurant. Der Angeklagte habe während seines Aufenthalts in Breslau vielfach bei ihm verkehrt. Er habe sich sehr anständig benommen und wenig getrunken. Auch wenn er einmal betrunken war, habe er sich sehr anständig benommen. Soweit ihm bekannt, habe der

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)