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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

des Winkler mit angesehen, zweimal habe er ihn, während er gepeitscht wurde, halten müssen. Ein Zögling habe einmal dem Winkler, weil dieser stets hungerte, – er bekam wochenlang nicht einmal satt Brot zu essen – ein Stück Brot zugesteckt. Deshalb bekam der Brotgeber, und auch Winkler, 75 Peitschenhiebe. Ein zweites Mal wurde Winkler gezüchtigt, weil er bei der Arbeit gesprochen, ein drittes Mal, weil er beim Kartoffelschälen sich hingesetzt hatte. Bei dieser Gelegenheit sei mit einer neuen Peitsche geschlagen worden. Schwester Olga und die Meister haben dabei zugesehen, wie die neue Peitsche eingeweiht wurde. – Vors.: Angekl. Breithaupt, wie dachten Sie es sich denn, wenn die Jungens bei Versetzung in die Strafkolonne sich weder beim Essen, noch bei der Arbeit, noch nachher setzen durften? – Breithaupt: Auch in den schärfsten Fällen hatten die Zöglinge vielfach Gelegenheit, sich zu setzen, die Anordnung des Nichtsetzens sei getroffen worden, damit die Zöglinge müde wurden und des Nachts nicht auf Fluchtgedanken kommen sollten. – Der Angekl. Wrobel hatte Anzeige über die Züchtigungen erstattet und dabei auch Angaben über das Schlagen auf die Fußsohlen gemacht. Er erklärte heute, daß er in dieser Anzeige übertrieben habe. – Fürsorgezögling Krüger: Der gezüchtigte Zögling Schwarzenberg habe auch heftige Schläge auf die Fußsohlen erhalten. Inspektor Engels habe, als er einmal Winkler schlug, gerufen: „Dich schlage ich solange, wie ich nur den Arm rühren kann!“ Eine Anzahl anderer Zöglinge bestätigte die Bekundungen Winklers, auch daß Winkler auf Befehl Breithaupts Schläge auf die Fußsohlen erhalten habe. – Kreisarzt Dr. Böhnke (Wittkowo): Er habe schon vor den bekannten Veröffentlichungen in der Presse Gelegenheit genommen, mit Breithaupt über Erziehungswesen zu sprechen. Letzterer habe gesagt: „Ohne Prügel geht es nicht!“ Er (Dr. Böhnke) habe darauf erwidert, daß er das Prügeln als Methode verwerfe. – Breithaupt: Wenn

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/269&oldid=- (Version vom 18.12.2023)