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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

„Tante“ gesagt, diese hatte das aber dem Kinde untersagt. – Vors.: Ist das richtig, Liebetruth? – Zeugin: Es ist möglich. – Angekl.: Ich ersuche, der Liebetruth ferner die Frage vorzulegen, ob ihr bekannt war, daß ich sie nicht früher heiraten konnte, weil ich polizeilich gesucht wurde? – Zeugin: Das ist richtig. – Es wurde darauf Frau Wehn, geborene Täubner vernommen: Ich habe im Juni mit der Liebetruth im Polizeigefängnis in der Barnimstraße gesessen. Da sagte ich zu der Liebetruth: Wenn ich jetzt rauskomme, werde ich heiraten, ich habe auch inzwischen geheiratet. Die Liebetruth sagte: „Meiner geht lieber 10 Jahre ins Zuchthaus als daß er mir heiratet“. Du bist schön dumm, versetzte ich, du bist 17 Jahre mit dem Kerl zusammen und da will er dich noch immer nicht heiraten. Ich ließ den Kerl entweder alle werden oder schmiß ihn raus. Ich werde ihn auch rausschmeißen, wenn ich rauskomme und er mir nicht heiratet, sagte die Liebetruth. Einige Tage später traf ich die Liebetruth im „Heidelberg“. Da sagte sie zu mir: Meiner wird mir jetzt doch heiraten, wir waren schon aufs Standesamt, hätte er es nicht getan, so würde ich ihn rausgeschmissen haben. – Eine weitere Zeugin war Frau Gottschalk: Sie wohne im Seitenflügel des Hauses Ackerstraße 130. Am 9. Juni vormittags zwischen 9 und 10 Uhr habe sie Berger nach Hause kommen sehen. Sie habe nicht den Eindruck gehabt, daß Berger betrunken war. Schon früher sei Frau Walter, die Schwester des Berger, zu ihr gekommen und habe auf Berger gewartet. Wie lange Berger zu Hause geblieben sei, wisse sie nicht. Mittags seien hintereinander zwei Leierkastenmänner auf den Hof gekommen. Die Kinder im Hause haben nach den Klängen des Leierkastens getanzt. Ob Lucie Berlin sich unter den Kindern befand, könne sie nicht sagen. – Vert.: Sie haben früher eine sehr phantasievolle Geschichte erzählt. Sie haben Lenz als Mörder bezeichnet und dies damit begründet: Lenz verkehre bei einer Frau Feige, die zwei Wohnungen habe, in denen sie Harems unterhalte.

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/44&oldid=- (Version vom 1.8.2018)