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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 6

Staatsanwalt: Nitter hat lediglich gesagt: Der „schwarze Artur“, den er meine, sei elegant gekleidet, zirka 30 Jahre alt gewesen, hatte schönes schwarzes Haar und einen schwarzen Schnurrbart. – Geschworner: Dann habe ich den persönlichen Wunsch, eine Beschreibung des in Berlin ermittelten „schwarzen Artur“ zu erhalten. – Vors.: Es würde sich empfehlen, Herrn Kriminalkommissar Weiland zu beauftragen, nach Berlin zu fahren, sich den „schwarzen Artur“ anzusehen und alsdann vor Gericht das Aussehen zu schildern. – Kriminalkommissar Weiland: Die Photographie des „schwarzen Artur“ wird wahrscheinlich im Berliner Verbrecheralbum enthalten sein. – Vors.: Die Photographie im Verbrecheralbum genügt nicht. Es ist alsdann notwendig, daß der Photograph, der die Photographie bewirkt hat, zeugeneidlich erklärt, daß das Bild des „schwarzen Artur“ im Verbrecheralbum naturgetreu ist. Es würde sich vielleicht empfehlen, den Zeugen Nitter nach Berlin zu transportieren, und ihm den „schwarzen Artur“ vorzustellen. – Staatsanwalt: Ich halte eine solche Prozedur für zwecklos und auch für bedenklich. Es liegt die Gefahr vor, daß Nitter in Berlin entweicht. – Vert. R.-A. Boré: Die Verteidigung legt auf die Feststellung des „schwarzen Artur“ gar keinen Wert. Ich bin der Ansicht, daß der „schwarze Artur“, den Nitter meint, überhaupt nicht existiert. – Vors.: Der Gerichtshof behält sich die Beschlußfassung bis zum Eintreffen des Kriminalkommissars Krüger aus Berlin vor. – Es wurde alsdann nochmals Fräulein Anni Patze vorgerufen. Der Vorsitzende befahl, daß der Angeklagte der Zeugin gegenübertrat und sich den Hut aufsetzte. Die Zeugin bemerkte: Sie erkenne jetzt, auch an der Aussprache, den Angeklagten mit vollster Bestimmtheit wieder. „Das ist der Mann, der am 24. Oktober 1908, abends, bei uns ein Zimmer gemietet hat.“ – Aufwartefrau Niewerth: Sie war zurzeit Aufwärterin bei Patze. Sie habe aber den damaligen Mieter nur flüchtig gesehen, könne

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 6. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_6_(1912).djvu/35&oldid=- (Version vom 29.11.2022)