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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

behandle. Ich habe deshalb dem Wiescholleck geraten, sich scheiden zu lassen. Wiescholleck, der ebenso wie Panneck Ulan war, hat mir geantwortet: Ich bin ein kranker Mann, da ist es schwer, sich scheiden zu lassen. Auch Przygodda klagte mir einmal, daß seine Frau ihn schlecht behandle. Er erzählte mir, seine Frau habe zu ihm gesagt: „Vier meiner Männer hat der Teufel schon geholt, den fünften wird er auch bald holen.“ – Vors.: Angeklagte, Sie sollen oftmals in Rußland gewesen sein? – Angekl.: Ich war zweimal in Rußland. – Bürgermeister Müller (Willenberg): In Rußland sind Gifte teurer, als in Deutschland, man kann aber in Rußland alle Gifte ohne Giftschein erhalten. Ich kenne die Angeklagte seit 20 Jahren, ich habe sie oftmals angetrunken gesehen. Sie trank vielfach mit Leuten, die unter ihrem Stande waren, Schnaps. Die Angeklagte war auch eine unordentliche, unwirtschaftliche Frau. – Landgerichtssekretär Hintz: Ich war im Sommer 1902 in Willenberg. Da wurde erzählt: die Angeklagte habe ihre vier Ehemänner beiseite geschafft, um immer wieder neues Geld zu erhalten. Die Ehemänner haben auch alle Geld in die Besitzung, die sich sehr gut rentierte, eingebracht. – Die Angeklagte bestritt, daß sie darauf ausgegangen sei, von ihren Männern neues Geld zu erhalten. Frau Rosowsky: Die Angeklagte habe ihr einmal erzählt, sie habe sich von einer Zigeunerin die Karten legen lassen. Sie habe der Zigeunerin sechs Mark für das Kartenlegen zahlen müssen. Die Zigeunerin wisse aber viel, habe die Angeklagte gesagt; sie habe ihr aber nicht mitgeteilt, was die Zigeunerin wisse. – Vors.: Haben Sie nicht zum Gendarm gesagt, die Angeklagte habe sich ein Mittel zum Behexen für sechs Mark gekauft? – Zeugin: Nein. Die Angeklagte sagte nur: Es kostet bei der Zigeunerin sechs Mark, die weiß aber viel. – Vors.: War Ihnen bekannt, daß die Angeklagte viel Schnaps trank? – Zeugin: Das glaube ich schon. Als wir über die Zigeunerin sprachen, haben wir

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/13&oldid=- (Version vom 19.12.2023)