Seite:George Sand Indiana.djvu/128

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Sechs Wochen nachher ging die Brigg „La Coraly“ im Hafen von Bordeaux unter Segel. Ralph hatte seinen Freunden geschrieben, daß er einige Tage vor ihrer Abreise dort eintreffen würde, aber aus seiner lakonischen Mitteilung ließ sich nicht entnehmen, ob er ihnen nur ein letztes Lebewohl sagen, oder sie begleiten wollte. Sie erwarteten ihn bis zur letzten Stunde vergeblich und der Kapitän gab das Zeichen zur Abfahrt, ohne daß Sir Ralph erschienen wäre. Manche düstere Befürchtungen vermehrten den Schmerz, welcher auf Indianas Gemüt lastete, als die letzten Häuser des Hafens in dem Grün der Küste verschwanden. Sie zitterte bei dem Gedanken, jetzt ganz allein auf ihren Gatten angewiesen zu sein, den sie haßte, und mit ihm leben und sterben zu müssen, ohne einen Freund zu haben, der sie trösten und sie gegen seine heftige Gemütsart schützen könnte.

Aber als sie sich umwandte, blickte sie plötzlich in Ralphs ruhiges, ihr freundlich zulächelndes Antlitz.

„Du verläßt mich also nicht!“ rief sie, als sie sich unter strömenden Tränen an seinen Hals warf.

„Niemals!“ antwortete Ralph, sie an seine Brust drückend.


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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)