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und an welchen die Viehstände hinlaufen.[1] Auch diese Bauart wird im Laufe der Jahre verschwinden; sie wird vom ostfriesischen Hause nach und nach verdrängt. In diesem nimmt die Dreschtenne die eine ganze Längsseite ein. In der Mitte sind die Lagerplätze für Heu und ungedroschenes Korn, Vierkante, Veerkant genannt; die andere Längsseite enthält die Viehställe. Im vorgedachten friesischen Bauerhause sind die Lagerplätze, Veerkante, zwischen den quer durchs Haus gehenden Dreschdielen, die Stuben nicht in der Fronte, sondern an dem einen Ende des Hauses mit einer häufig sehr geräumigen Vordiele versehen; so auch häufig im ostfriesischen Hause, doch in diesem häufig auch in einem angebauten Seitenflügel.[2] – –

Fügen wir diesen Andeutungen noch Einiges hinzu. Das sächsische Haus ist in Dithmarschen über die ganze Geest verbreitet und das dithmarsische Haus unterscheidet sich von dem altsächsischen, wie es die Grundrisse zeigen, die den 1847 von Graf E. Reventlow-Farve und H. A. Warnstedt herausgegebenen „Beiträgen zur land- und forstwissenschaftlichen Statistik, Festgabe für die Mitglieder der eilften Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe“ beigegeben sind, durch seinen Pesel oder Piesel, d. i. ein großes, meist mit Fliesen belegtes Durchgangszimmer, wo Laden und Schränke zu stehen pflegen, und das für Familienfeste, Hochzeit, Kindtaufe, Leichenbegängniß, von Wichtigkeit ist. Das friesische Haus dagegen ist das Haus der Marsch, und die Marsch hat guten Grund es vorzuziehen, denn es ist ein Ständerbau, dessen Balken nicht von den Mauern, sondern von den in den Zwischenwänden des Hauses stehenden Ständern getragen werden. Würde also bei einem Deichbruche in einem friesischen Hause die Mauer dem Andrang der Fluthen erliegen, so würde damit das Dach nicht

  1. Nach Onno Klopp (Geschichte Ostfrieslands I, 746) baut der Friese nicht ohne Rauchfang und stellt sein Vieh mit dem Kopf gegen die Wand, während der Sachse es vorwärts von der Mauer stellt.
  2. Ganz ähnlich ist auch das nordfriesische Haus.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/239&oldid=- (Version vom 14.6.2018)