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zusammenstürzen, die Familie würde, auf den Boden geflüchtet, immerhin das Leben retten können.

Hier finden wir also wirklich friesische Spuren; wollten wir aber daraus ohne weiteres den Schluß ziehen, daß die Geest sächsisch, die Marsch friesisch gewesen sei, so tritt uns sofort Neocorus, das Marschkind, entgegen. Thl. I, S. 211, wo er die Wanderungen der Dithmarschen bespricht, redet er fast nur von dithmarsischen Geschlechtern, die ihre Wohnsitze verlegt haben, aber es finden sich doch darunter die Worte: „Vodiem und Hodiem uth But-Janer Landt“; damit erkennt er also von zwei Geschlechtern Einwanderung aus friesischen Landen, sicherlich also friesischen Stamm an. Ebenso sagt er I, 257 von den Witte Wakem: „dit Geschlecht is frombd“. Ferner findet sich in den Abschriften des Neocorus (nicht in der Originalhandschrift) der Zusatz: „Riddersman, Weddersman, Bielken sin de drei Geschlechte in Fedderingen gewesen, darvan dit leste en par hundert Jahr vor der letzten Veide uth Westphalen schall gekamen sin, und van enem Manne entspraten; daher dat alletyd ringer geholden, denn de ersten“. Endlich bewahrt das Geschlecht der Boien (Neocorus I, 592) die Ueberlieferung, daß es 1208 aus Land Wursten zu den Zeiten Erzbischofs Harduin II. in Dithmarschen eingewandert und mit der Fähre bei Brunsbüttel belehnt sei. Hier also haben wir Einwanderung in Dithmarschen und nicht blos sächsische aus Westphalen, sondern auch friesische aus Butjadingen und Wursten. Hier aber müssen wir uns gegen ein Wort Dahlmanns verwahren, der (Neocorus, S. 593) sagt, der Beiname des Stammvaters [der Boien] Vage scheint auf die Stammverbindung hinzudeuten, welche die Boien, Wurstfriesen, mit den Vogdemännern, Butjadinger-Friesen eingingen. – Das kann der bloße Name Vage doch nicht beweisen, der auch sonst in Dithmarschen mit kleinen Veränderungen vorkommt, Neocorus I, 650: ein dithmarsischer Ritter Voke sammt seinem Bruder Thetbern; S. 660: Henneke Boke; S. 664: Henrik Voken Sohn, ein Vokemann, Eggehard Voken Sohn, Voko Fresen Sohn ein Amezinge-Mann. Wendet man ein, daß diese Namen alle auf friesisches Blut hindeuten,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/240&oldid=- (Version vom 14.6.2018)