Seite:Geschichte Ort und Parochie Göda.pdf/19

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Durch Gottes Verhängniß aus Verwahrlosung unvorsichtiger Nachbarn ist in der Nacht des 13. Jan. zwischen 10 und 11 Uhr ein unvorsehen Feuer plötzlich und gewaltig aufgegangen, welches nicht allein die nächsten zween am Kirchhofe gesessenen Bauern und zween Gärtner verbrannt, sondern auch die anrührende Schule, welche vor wenig Jahren von Grund auf gar neu auf dem Kirchhofe erbauet, angezündet und gar verderbet und also fort die schönste, größte Kirche, so in diesem ganzen Superintendenzkreis in Städten, Dörfern und Flecken weit und fern dergleichen keine zu finden, ergriffen und die selbige mit allem gewaltigen Holzwerke zu Aschen verbrannt; auch in dem Kirchturm sechs schöne, zum mehreren Theil große Glocken, unter welchen eine bei kurz Menschengedenken mit mehr denn 500 fl. erzeuget worden, alle in Klumpen geschmelzet sammt gar einem neuen großen Schlageseiger zerschmettert, daß von dem allen nichts auszubringen noch zu verwahren gewesen, welcher Schaden allein[1] mit 4000 fl. nicht mag erstattet noch wiederbracht werden. Und (da Gott gnädiglich für sei) da das Gewölbe, welches zum Theil erschrecket, von Balken und Sparren lochericht durchfallen, sammt dem Gemäuer, welches alles durch die Brandhitze mürbe gemacht, sollte, wie durch Ungewitter leichte geschehen könnte, vollends eingehen oder zu Grunde abgetragen werden müssen, könnte es mit doppelt so viel oder noch mehrere Summen nicht wieder aufgerichtet werden.“

Man verschritt indeß bald nachher rüstig zum Wiederaufbau des zerstörten Gotteshauses. Unter der Leitung der „verordneten Bauherren“ Christoff von Gersdorf zu Uhna und Peter von Haugwitz zu Dahren, dessen Bildniß in die Kirchmauer südlich vom Altar eingesetzt ist, war bereits 1582 das Dach wenigstens wieder hergestellt. Das „schön herrlich Geläute von 6 Glocken, wie es nicht bald in einer Stadt mit der Harmonie und Klang zu finden,“ war man leider außer Stande, wieder zu ersetzen; die Gemeinde mußte sich von nun an, nachdem sie 10 Jahre ohne Glocken gewesen war, mit zweien, doch ebenfalls prächtig klingenden, begnügen. Sie wurden 1590 von Merten Hilger in Freiberg gegossen. Die große Glocke wird 1617 in einer Matrikel 31 Ct. 38 Pfd., die zweite 16 Ct. 20 Pfd. schwer angegeben.[3]

Gerade 100 Jahre nach dieser Einäscherung betraf die Kirche ein neues Brandunglück. Eine Notiz besagt: „Anno 1680 hat das Wetter in den Kirchthurm geschlagen und das Holzwerk verbrannt.“ Nähere Nachrichten darüber finden sich nicht vor.

1702 wurde das ganze Gotteshaus inwendig renovirt,
1704 die oberste südliche Emporkirche und
1714 ein neuer Altar erbaut.


  1. Berichtigungen S. 52: allein = aller.
  2. Berichtigungen S. 52: harmonisches st. haramonisches
  3. 1823 wurde mit Einschmelzung einer alten Seigerschelle eine dritte Glocke von 5 Ct. 561/2 Pfd. Gewicht für 141 Thlr. von Gruhl in Kleinwelka gegossen und dadurch unser schönes harmonisches[2] Esdur-Geläute hergestellt.
Empfohlene Zitierweise:
Peter Lieschke: Zur Geschichte des Ortes und der Parochie Göda bei Bautzen. J. E. Schmaler, Bautzen 1876, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Ort_und_Parochie_G%C3%B6da.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)