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zur Frau v. W. auf das Kanape. Der Baron gieng mit ihrem Gemahl in die Gewehrkammer. Wir drei Frauenzimmer waren alleine, und ich hielt dieses für die beste Gelegenheit, die Frau v. W. ein wenig auszuforschen, um das räthselhafte in ihrem Betragen zu entwickeln. Unser Oncle, gnädige Frau, sagte ich, hat gewiß jetzo die Ehre, dem Fräulein v. W. aufzuwarten, daß wir ihn noch nicht gesehen haben? Es ist doch etwas wunderbares mit den verliebten Leuten, man kann aus ihnen nicht klug werden. Gestern wurde die Abrede genommen, wir sollten ihn heute abholen, um Ihnen aufzuwarten: und da wir nach Kargfeld kommen, sagt man uns, daß er schon vor Tage weggeritten sei. Ich werde nicht irren, wenn ich von dieser Eilfertigkeit auf die Heftigkeit seiner Liebe gegen das Fräulein v. W. schließe. Sie scheint jetzo sein einziger Gedanke zu seyn, und uns alle hat er darüber vergessen. Wenn er zum Vorschein kömmt, werde ich mich ein wenig mit ihm zanken. Das würde ein artiges Spiegelfechten seyn, sagte die Frau v. W.,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/261&oldid=- (Version vom 1.8.2018)