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die mir ein unzufriednes Leben verspräche? Das Ungewitter hat sich noch nicht verzogen, es stehet noch am Horizonte; wer weiß wie bald mich wieder ein unerwarteter Donner erschreckt. Versagen Sie mir Ihren Schutz ja nicht, meine Freundin. Wenns möglich ist, will ich nicht mehr ungezogen seyn.

Soll ich Ihnen sagen, wie mir vorgestern zu Muthe war? Nein, das wissen Sie schon. Sie konnten aus meinen Gesichtszügen lesen, was in meinem Herzen vorging. Ich will Ihnen lieber Nachricht von meinem Zustande geben, seitdem Sie uns verließen. Das sage ich Ihnen zum voraus, daß nichts wichtiges vorgefallen ist. Gestern empfieng mich mein Vater bei dem Morgenbesuche mit den Worten: Guten Morgen, Fräulein Braut. Ich weiß nicht gnädiger Papa, sagte ich, ob ich diese Ehre im eigentlichen Verstande annehmen kann? Der Herr von N. der ohne Zweifel der Mann ist, durch den ich diese Benennung erhalten soll, hat mir, wenn ich nicht ein und andern Scherz dahin ziehen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/302&oldid=- (Version vom 1.8.2018)