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zu machen; Da ich aber endlich einsahe, daß meine häuslichen Umstände es nicht länger leiden wollten, ohne Frau zu leben, und überdieses die Possen mir anfingen zu gefallen: so that ich, wie Sie wissen, mit Ernst zur Sache, und hoffte, damit bald zu Rande zu kommen. Allein ich weiß nicht, wie sich seit dreißig Jahren die Welt verändert hat, was man damals in einem Tage ausrichten konnte, dazu braucht man jetzt ein Jahr, und wenn man alles gethan hat, und sich keine Mühe verdrüßen lässet, und endlich das Ding bei Lichte besiehet, so weiß man nicht, ob man verrathen oder verkauft ist. Mir wenigstens gehet es jetzt so, ich weiß nicht, ob ich eine Braut habe oder nicht. Inzwischen bin ich kein Feind von der Mode, und wenn es so seyn muß, daß man bei der Liebe, wie im Kriege, oft eine ganze Campagne mit dem Feinde harcelliret, ohne daß es zu einer entscheidenden Action kommt, so lasse ich mir es auch gefallen, wenn sich nur der Sieg auf meine Seite lenkt. Aber hier ist der Knoten.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)