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schielte dann und wann über das Buch weg, und ließ seine Augen den ihrigen begegnen, sie lernten einander verstehen, und Herr Grandison erklärte ihr zweyerlei auf einmal, den Milton und seine Liebe. Er hatte schon ein gewonnen Spiel in Händen, da er seinen Autor weglegte, und ihr mündlich und schriftlich gestund, daß er sie liebte. Mit der Henriette Byron verfuhr er nicht anders, Sie haben dieses in einem ihrer Briefe selbst angemerket, daß er in seiner Liebe sehr langsame und bedenkliche Schritte gethan, und den schwindsüchtigen Anfall der Fräulein Byron keiner andern Ursache beigemessen, als weil Sir Carl nicht so geschwind, als sie es gewünschet, Hochzeit gehalten hätte, daraus sehen Sie selbst, wie genau er die Regeln, die ich Ihnen mittheile, befolget hat. Ich bin durch meine eigne Erfahrung von der Richtigkeit derselben vollkommen überzeugt worden, ich habe sie erfüllet, ohne daß ich sie damals noch kannte. Ich entdeckte meiner Frau alle meine Gesinnungen, ohne ein Wort mit ihr davon zu reden; wenn wir vom Wetter sprachen, so betheuerte ihr der Accent der Worte, und die Art, mit welchen ich sie vorbrachte, durch tausend Eidschwüre, daß ich sie liebte, und wenn sie in meiner Gegenwart eine Nadel abstrickte, so war jede Schmasche beredt:

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/312&oldid=- (Version vom 1.8.2018)