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Gretter lehnte das rund ab. „Ich habe schon erklärt, und erkläre nochmals: die Insel verlasse ich nicht! Unternehmt, was ihr wollt. Ich warte hier ab, was kommen mag!“

Thorbjoern sah nun auch diesen Versuch scheitern, und brauste auf:

„Ha! Das wußte ich wohl, daß ich mit einem Schurken hier zu thun habe. Dies ist mein letztes Wort. Nun magst du lange warten, bis ich wiederkomme!“ –

„Und wenn du niemals wiederkommst, mir ist’s schon recht!“ entgegnete Gretter.

Das Weib, hinten im Boote liegend, hatte alles mit angehört. Nun warf sie die Decken ab, und richtete sich auf. Zu Thorbjoern gewandt, sagte sie: „Oengul, diese Männer sind tapfer, aber vom Glück verlassen. Du übertriffst sie an Edelmut. Gutes botest du ihnen an, sie schlugen es aus. Nichts aber führt so sicher zum Verderben, als Blindheit und Bosheit, welche Wohlthaten, freundlich angeboten, verschmähen!“ –

Dann, gegen Gretter die Hand ausstreckend, schrie die Alte hinauf: „Ich wünsche dir, Gretter, daß du von jetzt ab von allem verlassen seist, von Heil und Glück, von Klugheit und Verstand. Verlassen, je länger je mehr! – Und der guten Tage, die dich hier noch erwarten, seien weniger als die, welche du bereits erlebt hast!“ –

Sie hatte es mit kreischender Stimme und mit drohender Gebährde gesprochen.

Gretter ging es wie ein Schauder durch sein Gebein, als diese Worte sein Ohr trafen.

„Was für ein Satan liegt da unten im Schiff?“ rief er.

„Ich glaube,“ sagte Illuge, „es ist die alte Hexe, Thorbjoerns Pflegemutter!“ –

„Verflucht sei dieses zauberkundige Ungetüm,“ schrie Gretter. „Jetzt muß man auf das Schlimmste hier gefaßt sein. Nie war mir so wunderlich zu Mut, als bei den Worten dieses Weibes. Wie mit Krallen packt es mir ans Herz. Mit ihrer Zauberei wird sie noch unser Unglück werden! – Verlaß dich drauf! – Doch einen Denkzettel muß sie von mir haben, das alte Weib!“ –

Mit diesen Worten bückte sich Gretter, hob einen schweren Stein auf, und schleuderte ihn in das Boot hinab, nach dem Kleiderbündel zielend, unter welches die Hexe sich wiederum verkrochen hatte. Er hatte
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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/252&oldid=- (Version vom 1.8.2018)